Die Eröffnung der Höllenthalbahn II. Freiburg, 21. Mai.
Nachdem die Großh. Regierung schon im Budget 1869 die Mittel (M. 30,000) zu einer erschöpfenden Aussuchung einer bau- und betriebswürdigen Linie Freiburg – Donaueschingen vorgesehen hatte, welche Arbeiten indessen immer wieder eine Verzögerung erlitten, wurden solche im Frühjahr 1873 thatsächlich begonnen. Die Gemeinden des Schwarzwaldes und der Baar, durch die günstigeren Höhenverhältnisse und nicht minder durch die vortheilhafteren Bodenverhältnisse dazu veranlaßt, richteten in einer Eingabe vom März 1873 an Großherzogliches Handelsministerium die Bitte, den größten Werth und die erheblichste Förderung der begonnenen Vermessungen auf die Strecke Donaueschingen Neustadt übertragen zu wollen, welchem Ansuchen entsprochen wurde, indem im Laufe des Sommers die erforderlichen Aufnahmen zu einer Feststellung dieser Linie führten.
In einer Eingabe vom Januar 1874 legten die Bittsteller dar, wie nur durch Führung eines Schienenarms im Anschluß an das Weltbahnnetz die Zukunft des Schwarzwalds gesichert würde; wie nur durch den Schutz seiner Ernährerin, der Industrie, er vor Verfall und Verarmung gerettet werden könne.
Die Bitte lautete:
„Es möge der Bau einer Eisenbahn von Neustadt über Friedenweiler, Röthenbach, Löffingen, Bräunlingen, Hüfingen nach Donaueschingen – vorausgesetzt, daß die technischen Behörden keine bauwürdigere und betriebsfähigere Zugsrichtung vorschlagen, während gegenwärtigem Landtage gestellt werden.“
Die II. Kammer nahm in ihrer Sitzung vom 15. Juni 1874 sowohl den Kommissionsantrag:
„Die Bahnverbindung Donaueschingen – Neustadt als Glied einer künftigen Hauptverkehrslinie im Prinzip als Staatsbahn zu behandeln und seiner Zeit aus Staatsmitteln zu erbauen“
an, gleichwie auch die Bedeutung der Hauptverkehrslinie Donaueschingen-Freiburg mit folgenden Worten klargestellt wurde:
„Die Nothwendigkeit dieser Eisenbahn ist allerorts anerkannt und die Ausführung nur noch eine Frage der Zeit.“
Ein erneuertes Gesuch des Eisenbahn-Comite‘s von Neustadt zum Landtage von 1876 dahin lautend:
„es möge der Bau einer Eisenbahn von Donaueschingen nach Neustadt nach den Prinzipien des Kammerbeschlusses vom 15. Juni 1874 gesetzlich festgestellt und der Bau begonnen werden“
wurde vom Großh. Staatsministerium zur Kenntnisnahme überwiesen.
Von diesem Zeitpunkte an trat eine doppelte Abweichung und Wandlung in den fernerhin zu verfolgenden Wegen ein, die zum Ziele führen sollten. Beide Aenderungen müssen nicht zum Mindesten der wohlwollenden Ansicht des vormaligen Herrn Handelsministers Turban zugeschrieben werden; denn dessen Ausspruch, daß der Anschluß an das Bahnnetz absolut nur in Freiburg gesucht werden müsse, wo die Interessen des Schwarzwalds so mächtig hin gravitiren, fand eine solch‘ ungetheilte Zustimmung, daß nach den fruchtlosen Bemühungen um den Anschluß an die Bahnlinie in Donaueschingen, unerachtet der gemachten erheblichen Anerbietungen, der Schwarzwald, um jeden Preis Abhülfe seiner Nothlage suchend, sich froheren Herzens wieder Freiburg zuwandte, als er den vermöge seiner Bedeutung so mächtigen Genossen vorübergehend verlassen hatte.
Ein Erlaß Großh. Handelsministeriums vom 12. April desselben Jahres ermächtigte das Eisenbahn-Comite der Städte Freiburg und Neustadt die Zugsrichtung zwischen diesen beiden Städten im Detail vermessen und eine Kostenberechnung nach dem Riggenbach‘schen Zahnrad System ausarbeiten zu lassen, unter der Bereiterklärung, die auf M. 32,000 geschätzten Kosten dieser Studien und Vorarbeiten zur Hälfte auf Rechnung des Staates übernehmen zu wollen. Die nachmalige Folge dieser Untersuchung war, daß bereits unterm 15. Dezember 1877 die Städte Freiburg und Neustadt auf Grund derselben ein Gesuch um die Concession zum Bau der Bahn Freiburg-Neustadt mit Staatsunterstützung auf Grundlage einreichten, daß der Staat einen Zuschuß von 5 Millionen Mark, sei es unverzinslich, sei es in Form von Aktien 2. Ranges bewillige, und den Betrieb der Bahn gegen 60% des Rohertrages übernehme, während die Städte den Rest der Bausumme bis zu 3 ½ Millionen aufzubringen hätten, zu deren Verzinsung 40% der Roheinnahme zu bestimmen wären. Dieses also lautende Concessionsgesuch fußte auf der obengedachten Detailvermessung und der sich daran anschließenden Berechnung von insgesammt 8 ½ Millionen. Dasselbe ist aber zur Zeit des Landtags von 1877/88 weder vor die Kammer gelangt noch sonst verbeschieden worden; es hat vielmehr das Großh. Handelsministerium den beiden Städten eine von der Generaldirektion der Großh. Verkehrsanstalten aufgestellte und von neuen Projekten begleitete Begutachtung des eingerichteten Concessionsgesuchs mit der Aufforderung zu erneuter reiferer Erklärung und Erwägung zugehen lassen.
Im Dezember 1879 wandten sich die Städte Freiburg und Neustadt mit 84 anderen Gemeinden des Breisgaus, des Schwarzwalds und der Baar an den versammelten Landtag mit folgender Bitte:
„Großh. Regierung wolle mit beiden hohen Kammern noch auf gegenwärtigem Landtage ein Gesetz vereinbaren, vermöge dessen der Bau einer Eisenbahn von Freiburg nach Neustadt nach einfachstem und wohlfeilstem Systeme einer Sekundärbahn mit Normalspur, laut Projekt II. der Großh. Generaldirektion, auf Staatskosten festgestellt und mit dem Bau alsbald begonnen werde.“
Die Kommission glaubte indessen, daß die Bitte die sofortige Erfüllung nicht finden könne; dagegen gelangte sie zu folgenden Erwägungen:
1. daß die Erbauung einer Eisenbahn von Freiburg durch das Höllenthal nach Neustadt einem Bedürfniß jener Landesgegend entspreche; 2. daß die Bahn als Staatsbahn, jedoch nach dem System einer Sekundärbahn mit durchweg eingeleisiger Anlage zu bauen sei; 3. unter der Bedingung, daß die betheiligten Gemeinden sich verpflichten, zum Bau derselben unentgeltliche Ueberlassung des erforderlichen Geländes und sonstige entsprechende Zuschüsse zu leisten; daß es der Staatsregierung anheim zu geben sei, der II. Kammer die Vorlage über den Bau der Bahn zu machen, sobald die Finanzlage des Landes die Ausführung derselben möglich erscheinen lasse.
Unter Zustimmung der beiden Kammern zu diesen Erwägungen wurden die betr. Petitionen der Großh. Regierung zur Kenntnißnahme überwiesen.
Die Krisis welche im Jahre 1873 mit mehr oder minder heftiger Wucht über die meisten Staaten Europa‘s hereingebrochen war und die Handelsbeziehungen mächtig erschüttert hatte, dauerte fort, so zwar, daß im November 1881, als sich die alten Bittsteller genöthigt sahen, ihr langjähriges Klagelied wieder vor den Landtag zu bringen, solche nur betheuren konnten, daß sich die Verhältnisse in nichts gebessert, daß vielmehr die Konkurrenzunfähigkeit den Schwarzwald zu vernichten drohe, wenn das Grundübel nicht an der Wurzel geheilt werde.
Unerachtet der wohlwollenden Erwägung der II. Kammer und deren unumwundenen Ausspruchs, daß die Bahn einem thatsächlichen Bedürfnisse entspreche, ferner der so gerechten Anschauungen des Kommissionsberichts der I. Kammer, die den Bittstellern aus dem Herzen gesprochen waren, glaubten letztere dennoch, nicht damit zurückhalten zu dürfen, die wahrheitsgetreue Lage wie folgt, schildern zu sollen:
„Unsere industriellen Etablissements arbeiten fortgesetzt nur annähernd mit der halben Arbeiterzahl; die Fabrikinhaber fristen das Dasein der letzteren zu erniedrigten Löhnen, nur um Arbeit und Verdienst zu geben ohne selbst zu verdienen; die Gewerbe stocken; der Waarenverkehr hat abgenommen; Häuser, Grund und Boden sind entwerthet wie nie zuvor; die Holzpreise sind sind die niedrigsten seit vielen Jahren; die bemittelteren Klassen ziehen fort; die guten Arbeiter wandern aus. Dies ist das betrübende Bild des Schwarzwaldes, dessen steter Rückgang und Verfall ihn unaufhaltsam der Verarmung und Entvölkerung überliefert, wenn nicht thatsächlich Gerechtigkeit geübt wird von Seite der Regierung und der Volksvertretung, wie dies anderen Landestheilen gegenüber längst geschehen ist.“
Die Großh. Regierung kam dem Hülferuf, der in schwerer Nothlage abermals ergangen war, entgegen, indem sie unterm 5. Januar 1882 einen Gesetzentwurf die Erbauung einer Eisenbahn von Freiburg durch das Höllenthal nach Neustadt betreffend veröffentlichte, der den in seinem Wohlstand weit zurückgekommenen Landestheil erstmals frisch aufatmen ließ und mit dem Vertrauen zu einer besseren Zukunft erfüllte.
(erschienen in der Freiburger Zeitung am Sonntag, den 22. Mai 1887)
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Aus Stadt und Kreis. Freiburg 18. Mai 1887.
Nachdem während der ganzen verflossenen Nacht der Himmel seine Schleußen über Stadt und Land ergossen und die Festfreude bei der Eröffnung unserer Höllenthalbahn trüben mochte, begrüßte diesen Morgen ein lächelndes Blau, nicht ohne jedoch, daß überall her mächtige Wolken drohend sich blicken ließen. Rasch warf sich die Stadt in das festliche Gewand, allenthalben feierlicher Fahnenschmuck der Häuser, wie auf der oberen Gallerie unseres Domthurmes. Den Hauptbahnhof zierten Laubguirlanden, Kränze, Fahnen, Kocarden und Schleifen in den deutschen, badischen und städtischen Farben. Gegen 9 Uhr versammelten sich dort die städtischen Behörden, sowie die am Tage zuvor dahier eingetroffenen Mitglieder des Gr. Ministeriums, die Herren Präsidenten Turban, von Regenauer, sowie die Präsidenten der beiden Kammern. Kurz vor 9 Uhr verkündeten Böllerschüsse den Eintritt des Karlsruher Extrazuges auf das städtische Gebiet. Alsbald ertönte von dem Münsterthurm festliches Geläute. Dem Zuge entstiegen S. Königl. Hoheit der Großherzog in der Uniform der blauen Dragoner, ferner I.I.H.H. die Prinzen Wilhelm, Karl und Ludwig Wilhelm. Nach den wechselnden Empfangs-Ansprachen und den Festgrüßen setzte sich nach 9 ¼ Uhr der besondere Thalbahnzug in Bewegung. Selbst die Lokomotive prangte in reichem Festschmuck: Die Stirne der Maschine zierte das von einer Fahnenglorie umgebene badische Wappen, Laubguirlanden aus denen rothe und gelbe Rosen lieblich blickten, umgaben die beiden Langseiten. Am Bahnhofe der Wiehre und längs der breiten Parallelstraße erhoben sich zahlreiche Masten, geziert mit Wimpeln und Wappen des Reiches, des Landes und der Stadt und unter einander verbunden durch Laubgewinde. Am Eingange der genannten Straße zeigte sich ein dreifacher Laubbogen. Den Perron schmückten schöne Topfpflanzen.
Um 9 Uhr zogen die Pompiers der Wiehre in Festuniform und schimmernden Helmen, die Musik voran, zum Bahnhofe und nahmen dort Aufstellung, während bereits die Ortsvorstände und Honoratioren der Wiehre, sowie vierundzwanzig weißgekleidete Festjungfrauen im Wartesaal der Ankunft des Eisenbahnzuges harrten. Um 9 ½ Uhr verkündeten vom Lorettoberg Böllerschüsse das Nahen des Thalbahnzuges, den ein viel tausendstimmiges Hurrah- und Hochrufen der versammelten Zuschauer sowie die Musik mit der badischen Hymne empfingen.
Nach den gegenseitigen Anreden, wobei die Sprecherin der Festjungfrauen einen prachtvollen Blumenstrauß überreichte und Andere den Festwein aus goldenem Pokale kredenzten, setzte sich langsam der Festzug, dessen Lokomotive Herr Oberingenieur Behaghel persönlich leitete, mit den Festgästen der Wiehre in Bewegung. Wiederum begrüßten mit lauten Stimmen die unzähligen Zuschauer den Bahnzug unter den Klängen der badischen Hymne. An der Ballustrade der offenen Galerie des letzten Salonwagens stand der Großherzog mit den Prinzen und grüßte leutselig nach allen Seiten. Endlich war der Bahnzug den Blicken entschwunden und Aufsteigen von Pulverdämpfen über dem Berge von Ebnet bekundeten alsbald das Erscheinen des Dampfrosses im engern Dreisamthale.
(erschienen in der Freiburger Zeitung am Sonntag, den 22. Mai 1887,
das Datum "18.05." oben ist offensichtlich ein Druckfehler)
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Aus Stadt und Kreis. Freiburg 23. Mai 1887.
Die Eröffnung der Höllenthalbahn. (Fortsetzung.) Sämmtliche vom Zuge berührten Oertlichkeiten waren festlich geschmückt. Auf jeder Station wurde Se. Königl. Hoheit der Großherzog in einer Anrede begrüßt und überall hatte Höchstderselbe freundliche Worte der Erwiederung. In Kirchzarten sprachen der Bürgermeister, der Pfarrer und Herr Oberförster Rau. In Falkensteig ließ sich der Großherzog durch Herrn Oberbaurath Biffinger und Oberbahningenieur Behaghel die Maschine und die Zahnradeinrichtung erklären, wobei Seine Königliche Hoheit für alle Details das größte Interesse zeigte. In Höllsteig verließ der Großherzog mit Seiner Begleitung den Zug, um eine längere Strecke, bis zum Sternen, zu Fuße zurückzulegen; hier wurde der prächtige Viaduct in Augenschein genommen. In Hinterzarten hielt Herr Oberamtmann Sauer von Neustadt die Anrede, auf Station Titisee Herr Paul Tritscheller.
Hier müssen wir eines höchst tragischen, in den weitesten Kreisen tief betrübenden Ereignisses erwähnen. Herr Fabrikant Faller von Lenzkirch, Mitglied der I. Kammer, ein um den Schwarzwald nicht nur sondern um die Industrie des gesammten Vaterlandes sehr verdienter Biedermann wurde während der Vorbereitungen zum Empfange des Festzuges am Titisee, etwa eine Viertelstunde bevor dieser eingetroffen, plötzlich vom Schlage gerührt, so daß der Tod eintrat. Die Trauer um den Dahingeschiedenen ist eine allgemeine.
Einen sehr feierlichen Anblick bot Neustadt, die an der eröffneten Bahn nebst Freiburg meist interessirte Stadt. Die Ansprache an den Großherzog hielt Herr Bürgermeister Winterhalter. Se. Königl. Hoheit unterhielt sich auf‘s leutseligste mit Mitgliedern der aufgestellten Vereine sowie mit einigen Kindern, machte dann eine Rundfahrt durch die mit Triumpfbogen, Sinnsprüchen u. s. w. reich geschmückte Stadt und nahm nach Beendigung derselben an dem in der Güterhalle von der Stadt gegebenen Gabelfrühstück theil. Hier toastete Herr Paul Tritscheller, der den Dank aller Bewohner des Schwarzwaldes für den Bau der Höllenthalbahn erstattete, auf den Großherzog. Se. Königl. Hoheit erwiederte mit einem Toast auf den Schwarzwald und seine Industrie. Der Großherzog betonte das Interesse, das er stets diesem Bahnbau entgegengebracht und gedachte in Worten der Theilnahme des traurigen Ereignisses, das wir oben erwähnten. Die Rückkehr nach Freiburg erfolgte eine Stunde später als im Programm vorgesehen war; der Zug traf hier statt um 5 erst um 6 Uhr ein. Der Großherzog ertheilte nach der Ankunft hier dem Erzbischof eine Audienz und beehrte hierauf das Festbankett im Zähringer Hof mit Höchstseiner Anwesenheit. Nachdem Herr Oberbürgermeister Schuster auf den Großherzog einen Toast ausgebracht hatte, toastirte Se. Königl. Hoheit auf die Stadt Freiburg. Die unserem Landesfürsten eigene Rednergabe verfehlte auch hier nicht ihre Wirkung. Herr Staatsminister Turban toastirte auf den greisen Heldenkaiser. Wir werden auf die Reden in einer der nächsten Nummern zurückkommen. Nach dem letztgenannten Toast begaben sich der Großherzog und die Prinzen mittels Extrazug nach Karlsruhe zurück.
(erschienen in der Freiburger Zeitung am Dienstag, den 24. Mai 1887)
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Aus Stadt und Kreis.
Eine Menschenmasse, die nach Tausenden zählte, versammelte gestern Nachts um 10 Uhr die Ankunft des letzten Postwagens aus dem Höllenthal, das von heute an nun in alle Zukunft die Locomotive durcheilen wird. Schon früher waren von der Post aus in etwa elf Wagen, darunter auch in einem Vierspänner die Mitglieder des
Postvorstandes und Beamte mit bunten Lampions, sowie berittene Postillone und zahlreiche Fackelträger dem letzten Ankömmling in der Schwarzwaldstraße entgegengezogen. Um halb 11 Uhr stellten sich die Fackelträger in der Vorstadtkaiserstraße bei dem Hotel Fehrenbach spaliermäßig auf und alsbald verkündete das von zwei Postillonen geblasene Lied: „Muß i denn zum Städtele naus“ die Ankunft des festlichen Geleites, der zahlreichen Wagen, voran berittene Postillone und der Postomnibus, aus dem heitere Mienen von mit Laubkränzen geschmückten Studenten blickten. Ein tausendstimmiges Hochrufen erscholl entgegen und fort ging es weiter zum Posthof. Hier schaarten sich die genannten Beamten und Bediensteten mit ihren Fackeln und bunten Lampions um Herrn Postdirector Salzmann, der mit beredten Worten die bereits seit einem Jahrhundert bestehenden postalischen Verkehrsverhältnisse des Dreisam- und Höllenthales schilderte und schließlich dem Staatssecretär Stephan und Oberpostdirector Eckardt ein Hoch ausbrachte, worin die innen und außen stehende Volksmenge wiederholt in Beifalls- und Hochrufe einstimmte. Sehr schön bliesen zwei „Postillone“ (Militärmusiker aus Colmar) ein choralmäßiges Lied, sodann ertönte in weiterem kunstvollen Vortrage Reßler‘s Trompeterlied: „Es ist im Leben häßlich eingerichtet.“ Endlich wurden die Fackeln zusammengeworfen und die umstehenden Wagen- und Festgäste sangen das Studentenlied „Bibamus“ im kräftigen Chore, womit die Feier schloß, bezw. in der Gambrinusklause ausklang. Auch das Dorf Ebnet hatte feierlich den letzten Durchkömmling mit Pechkränze-Beleuchtung und Musik begrüßt.
(erschienen in der Freiburger Zeitung am Dienstag, den 24. Mai 1887)
Anmerkungen 2012:
Das Hotel Föhrenbach war in der Kaiserstraße 148 (heute KaJo 268, beim Friedrichsbau) http://alt-freiburg.de/friedrichsbau.htm
Das Postamt befand sich im Jahr 1887 bereits in der Eisenbahnstraße 58 http://alt-freiburg.de/eisenbahnstrasse_1905.htm
Die Gambrinushalle befand sich zwischen Belfortstraße 3 (heute Humboldtstraße 3) und Löwenstraße 8 http://alt-freiburg.de/roebcke_colosseum.htm
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Für den öffentlichen Verkehr freigegeben wurde die Bahn am Montag, den 23.05.1887, wie ein Inserat in der Freiburger Zeitung vom 21.05.1887 verrät:
Gr. Bad. Staatseisenbahnen.
Am 23. Mai ds. Js. wird die neuer-
baute Bahnstrecke Freiburg-Neustadt (Höl-
lenthalbahn) für den allgemeinen Verkehr
eröffnet werden.
Der mit diesem Tage auf der genannten
Strecke in Kraft tretende Fahrplan ist auf
unseren Stationen angeschlagen.
Karlsruhe, den 18. Mai 1887.
Generaldirektion.
http://img337.imageshack.us/img337/8906/...ungsinserat.jpg
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Hier ist endlich mal ein Plan vom alten Messplatz, wie er nach der Trockenlegung bis etwa 1920 genutzt wurde. http://img171.imageshack.us/img171/3667/messplatz.jpg
Man erkennt oben die Schwarzwaldstraße, rechts die Möslestraße und unten die Schützenallee. Ganz links sieht man ältere Bebauung. Rechts daneben schließen sich die Risler'schen Arbeiterhäuser ("Knopfhäusle") an. Rechts hiervon waren verpachtete Gärten. Der Rest des Platzes bestand nur aus Sportplätzen.
Der erste nördliche (obere) Platz wurde genutzt von der Turnseeschule, dem Turnerbund (Aschoff) und dem Bertoldgymnasium.
Der südlich davon liegende Platz wurde genutzt von der Mädchenbürgerschule Adelhausen, den Fußballvereinigungen des Gymnasiums und der Oberrealschule, dem Fußballklub Viktoria, dem Athletiksportverein und der Lehrerschaft der Turnseeschule.
In der Mitte befanden sich der Spielplatz und der Turnplatz der Universität.
Südöstlich davon war der Platz des Hockey-Club. Handschriftlich hinzugefügt ist "Engländer" und ein weiteres Wort.
Ganz rechts befanden sich zwei Plätze des Freiburger Fußballklub.
Später befanden sich einige dieser Plätze in nicht sehr weiter Entfernung, besonders zwischen der Schwarzwaldstraße und der Dreisam. Der FFC, 1907 deutscher Fußballmeister, bekam seinen neuen Platz im Mösle beim Waldsee.
Am rechten Bildrand erkennt man, dass die Straßenbahn in der Möslestraße damals die Fahrbahn benutzt hat. Die Wendeschleife befand sich dort, wo heute die ersten Häuser der Oberrieder Straße stehen.
Ganz unten erkennt man die Höllentalbahn mit der damals noch vorhandenen Haltestelle Waldsee.
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Hallo Joachim,
Danke zu diesem höchst interessanten Vorstoß zu ehemaligen Höllental-Bahnhöfen.
Ebenso fast vergessen wie der Haltepunkt Waldsee ist auch der Bahnhof "Kappelertal", der sich heute etwa beim Kappler Knoten befinden würde.
Ich meine sogar, das ehemalige Bahnhofsgebäude steht in Teilen noch an der Strecke.
Achtung: Nicht verwechseln mit dem ehemaligen Bahnhof "Kappel-Gutachbrücke", der hinteren Höllentalbahn!
Hier ein Bild davon aus einem EK-Sonderheft zu 140 Jahre Eisenbahn in Freiburg, erschienen 1985.
Gruß,
Florian
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Ich bin mal von Kapplertal nach Kirchzarten gefahren. Ich war danach noch einmal bei der Station Kapplertal, aber es kam lange Zeit kein Zug bzw. es fuhr nur einer vorbei, ohne zu halten. Ich bin dann zu Fuß nach Kirchzarten gegangen. Das Aussehen der Station habe ich längst vergessen.
Wir hatten vor etwa 20 Jahren einen Kollegen, der damals ganz in der Nähe wohnte. Der glaubte, der Bahnhof sei abgerissen worden. Er war aber ein Mann, der nie einen Bus oder eine Bahn benutzte. Daher halte ich es für möglich, dass nur der Gepäckschuppen abgerissen wurde. Immer wenn ich da vorbeifahre, sehe ich das alte Haus, das Du wahrscheinlich auch meinst. Das könnte auf Deinem Bild das Haus mit der Sirene auf dem Dach sein. Die Frage, ob das ein Teil des Bahnhofs war, lässt sich klären. Wenn es nicht eilig ist, will ich mich bei Gelegenheit mal nach dem Verbleib der Station Kapplertal erkundigen.
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Zitat von Joachim
Daher halte ich es für möglich, dass nur der Gepäckschuppen abgerissen wurde. Immer wenn ich da vorbeifahre, sehe ich das alte Haus, das Du wahrscheinlich auch meinst. Das könnte auf Deinem Bild das Haus mit der Sirene auf dem Dach sein. Die Frage, ob das ein Teil des Bahnhofs war, lässt sich klären. Wenn es nicht eilig ist, will ich mich bei Gelegenheit mal nach dem Verbleib der Station Kapplertal erkundigen.
Genau das denke ich auch. Aus dem Zug kann man dieses charakteristische Bahnhofsgebäude sehen. Natürlich ist es nur reine Spekulatius, ob es sich dabei um das ehemalige Bahnhofsgebäude handelt.
Wäre toll, wenn du was in Erfahrung bringen könntest, Joachim.
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Als im Jahr 1887 die Höllentalbahn eröffnet wurde, gab es folgende Bahnhöfe:
Freiburg, Wiehre, Littenweiler, Kirchzarten, Himmelreich, Hirschsprung, Posthalde, Höllsteig, Hinterzarten, Titisee und Neustadt. Die Haltestelle Waldsee dürfte um die gleiche Zeit entstanden sein, denn bereits Ende 1886 kaufte die Stadtgemeinde Freiburg das dazu benötigte Grundstück. Wann die Haltestelle Hölzlebruck (zwischen Titisee und Neustadt) entstand, ist noch zu klären.
Im Jahr 1897 wurde am östlichen Ende von Littenweiler ein Bahnwärterhaus gebaut, das heute noch existiert (Kirchzartener Str. 19) und Ende des 20. Jahrhunderts von der Bahn an Privat verkauft wurde. Wann der Bahnsteig und das hölzerne Bahnhofsgebäude "Kappelertal" nebenan gebaut wurden, konnte noch nicht geklärt werden. Und ja, der Bahnhof Kapplertal stand auf der Gemarkung Littenweiler. Auf der anderen Straßenseite ist Gemarkung Kappel. Und die Grenze zur Gemeinde Kirchzarten ist auch nur circa 100 Meter weiter östlich.
Hier ein Bild aus dem 1993 erschienenen Buch „Kappel im Tal“. http://www.bilderload.com/bild/216285/kappelertal9VKZF.jpg
Und noch eins aus dem Buch „Die Höllentalbahn“ aus dem Merkur-Verlag. http://www.bilderload.com/bild/216286/kappelertal1XF05.gif
Der Bahnhof war bis Ende der 1970er Jahre in Betrieb. „140 Jahre Eisenbahn in Freiburg – Höllentalbahn und Dreiseenbahn“ schreibt, dass der Bahnhof bis Sommer 1979 in Betrieb war. „Kappel im Tal“ schreibt, dass der Bahnhof bis 1978 betrieben wurde. Wie auch immer, laut „140 Jahre Eisenbahn in Freiburg ...“ wurde das hölzerne Bahnhofsgebäude 1984 abgerissen, der Bahnsteig wurde 1986 entfernt. Das markante Haus mit der Sirene ist also das ehemalige Bahnwärterhaus. Auf beiden Bildern erkennt man am Bahnsteig zwei Kurbeln. Ich vermute, dass der Bahnwärter damit Schranken bewegte. Diese müssen aber ziemlich in der Nähe gewesen sein, weil hier eine Gleiskurve ist und der Bahnwärter somit nicht weit schauen konnte.
Die jetzigen Besitzer des Hauses 19 sind sehr nett und haben mir innen und außen gezeigt, was sie schon an Renovierungsarbeiten geleistet haben. Sie wussten auch die eine und die andere Geschichte zu erzählen, was es an der Gleiskurve zu erleben gibt (Selbstmörder ohne Kopf; funkensprühende Stromabnehmer, die von der Lok weg- und ins Fenster des Hauses hinein-fliegen ...).
http://www.bilderload.com/bild/216292/12...r19791R3GIK.jpg
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Hallo, hab keine Ahnung, ob das hier reinpasst, fand das Thread aber mal am passendesten, also hier mal meine Frage:
Gibt es irgendwo ne Programmaufstellung für das Höllentalbahnfest nächsten Sonntag, wo man nachgugen kann, wann wo welche Veranstaltungen sind und so? Und gibts da auch was für jüngere Kinder? Dürfen nämlich Babysitter spielen und wollten das mit nem Schwarzwaldausflug und dem "Zug-Fest" verbinden. *gg*
Grüßles
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Zitat von paulchen-86
Gibt es irgendwo ne Programmaufstellung für das Höllentalbahnfest nächsten Sonntag
Hm, das erste kleine Fest der DB war am 21. Mai.
Die Ausstellung alter Fahrzeuge ist am 24. Juni, also am übernächsten Sonntag. http://www.stadt-land-regiokarte.de/Mehr...-Hoellentalbahn
Das Fest der Museumsbähnler ist erst im August. http://www.3seenbahn.de/veranstaltung-2.html#
Wer veranstaltet denn am kommenden Sonntag ein Fest?
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Am kommenden Sonntag 17.Juni ist der Ultra-Bike-Marathon. Da ist in und um das Höllental auch viel los.
Das eigentliche Fest ist aber, wie Joachim geschrieben hat, am 24.Juni
http://www.deutschebahn.com/de/presse/pi...bw20120521.html
Für Kinder besonders schön ist es im BW Freiburg, Lokbesichtigungen, Minidampfbahn, Hüpfburg und natürlich die Dampflokfahrten auf der hinteren Höllentalbahn.
Gruß Florian
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Ob das Bahnwärtergebäude Kappelertal im Jahr 1897 entstanden ist, ist nicht sicher.
Im Artikel "Die Hochbauten der Eisenbahn in Freiburg", Abschnitt Höllentalbahn, im Heft "Freiburger Stadtbild 1984", auf Seite 67 steht, "daß alle Gebäude außer dem alten Wiehrebahnhof, in der Zeit von 1915 bis 1917 erbaut wurden, wohl anstelle von einfachen Behelfsbauten aus der Zeit der Erbauung der Bahnlinie." Dazu zählt also der Bahnhof Kappelertal sowie das benachbarte Bahnwärterhaus. Die neuen Besitzer des Bahnwärterhauses haben allerdings beim Renovieren eine Jahresinschrift "1897" gefunden.
Momentan vermute ich daher, dass das Bahnwärterhaus um 1915 entweder mit Teilen eines vorher dort vorhandenen Hauses oder mit Teilen von woanders gebaut wurde. Damals war es bereits üblich, dass einzelne Bahngebäude abgerissen wurden. Es gab übrigens auch Versteigerungen von Baumaterial von aufgegebenen Gebäuden, zu finden in alten Zeitungsannoncen. Beispiel in der Freiburger Zeitung vom 17.07.1892:
Großh. Bad. Staatseisenbahnen.
Dienstag, den 26. d. M. Vormittags 9 Uhr,
wird das alte Stationsgebäude Istein daselbst auf den Abbruch versteigert.
Die Steigerungsbedingungen werden vor der Versteige-
rung bekannt gegeben. Das Gebäude kann bis dahin jeder-
zeit besichtigt werden und wird der Billetausgeber daselbst
dasselbe auf Verlangen öffnen.
Basel, den 14. Juli 1892.
Der Großh. Bahnbauinspektor.
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Hallo Joachim und Florian,
ja, ich meinte das Fest am 24.; vielen Dank für eure Infos!
Bin ja mal gespannt, ob wir das finden...wird bestimmt lustig. (--> Null Orientierungssinn)
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