Am 17. Juli 1930 in Betrieb gegangen, erlebte die Schauinslandbahn gut zwei Jahre später, am Samstag den 26.11.1932, ihren traurigsten Tag. Der ist nun 80 Jahre vorbei und es gab seither keinen so schweren Unfall mehr.
Durch den Absturz einer Kabine wurden damals drei Menschen getötet.
Der Bericht der Freiburger Zeitung vom 28.11.1932: http://goo.gl/e1Xvo
Hier die Abschrift dieses Berichts:
„Das Unglück am Schauinsland
Pressebesprechung in der Talstation – Mutmaßliche Ursache des Kabinenabsturzes ein nicht gekuppeltes Zugseil – Die Bahnkonstruktion einwandfrei
Die Schauinslandbahn-AG. hatte die Freiburger Presse am Sonntag Nachmittag 4 Uhr zu einer Besprechung in der Talstation eingeladen, an der außer Bürgermeister Hölzl die Herren Bürgermeister Dr. Hofner, Polizeimajor Aufhammer und Architekt Mühlbach teilnahmen. În der einstündigen Besprechung wurde von Bürgermeister Hölzl folgende Schilderung des mutmaßlichen Hergangs gegeben: Die Kabine wurde um 7 Uhr von der Bergstation abgelassen, wobei der Schaffner übersah, daß das zweite Zugseil nicht gekuppelt war. Dieses schleifte über das Kabinendach auf einer Strecke von drei Kilometer talwärts, rutschte bei der Stütze zwei, 600 Meter von der Talstation, vom Dach herunter, kam unter die Kabine und hob diese aus dem Tragseil. Im letzten Augenblick hat der Schaffner noch versucht, die Notbremse zu ziehen, diese faßte aber nicht mehr genügend. Die Kabine stürzte aus einer Höhe von zwölf Meter in die Tiefe. Die Sachverständigen haben festgestellt, daß mit 99prozentiger Wahrscheinlichkeit der getötete Schaffner sich mehrfache Fahrlässigkeit hat zuschulden kommen lassen. Ihm hätte das ungewohnte Geräusch des über dem Dach der Kabine schleifenden Seiles auffallen müssen, er hätte sich des Fernsprechers und auch rechtzeitig der Notbremse bedienen müssen, das ist aber nicht geschehen. In der Talstation schlug der Spannschlitten mit ungeheurer Wucht bis an das Ende seiner Bahn, so daß ein Eisenstück herausgeschlagen wurde. Der Fahrdienstleiter rief sofort die Kabine an, erhielt aber keine Antwort, hingegen antwortete eine andere Kabine bei der Stütze sieben, dicht vor der Bergstation, deren Schaffner einen Ruck verspürt hatte und daher die Fahrt unterbrach. Er legte seinem Fahrgast die Rettungshose an und ließ ihn abwärts auf den Boden, worauf der Fahrgast dem Schaffner behilflich war. Beide landeten unversehrt und wurden dann mit einem Auto abgeholt. Da aus der verunglückten Kabine kein Lebenszeichen kam, wurde ein Bote an den Unfallplatz geschickt, der, natürlich nach geraumer Zeit – der Weg hin und her ist weit – mit der traurigen Nachricht kam, daß bei Stütze zwei die Kabine abgestürzt und zwei der Insassen tot seien, der dritte Fahrgast sei schwerverletzt. Das Sanitätsauto wurde alarmiert und schaffte den Verletzten ins Krankenhaus.
Die wahre Ursache des Unglücks ist, wie wiederholt betont wurde, mit 99prozentiger Wahrscheinlichkeit mehrfache Fahrlässigkeit; die Sachverständigen mühen sich unausgesetzt, vollständige Klarheit zu schaffen. Ihr Urteil wird mit allen Einzelheiten der Öffentlichkeit unterbreitet werden; die Schauinslandbahn-AG. habe keine Ursache, irgend etwas zu verschweigen: die Bahn gehöre der Öffentlichkeit, und diese könne verlangen, daß sie über alle Einzelheiten des Vorgangs unterrichtet werde. Das werde auch geschehen. Ein Systemfehler liege nicht vor, Laufwerk und Kuppelung waren in Ordnung: die Sachverständigen anerkannten die solide, sorgfältige und überlegene Konstruktion der Bahn. Viele Freunde der Bergwelt und der Natur habe bisher die Schauinslandbahn befördert, um so erschütternder sei es, daß zwei, vielleicht auch drei Personen, bei dem Unglück am Samstag ihr Leben lassen mußten. Der Schaffner habe seine Fahrlässigkeit mit dem Tode büßen müssen. Die Leichen der tödlich Verunglückten wurden von der Staatsanwaltschaft freigegeben, der Bahnbetrieb wird so lange ruhen, bis die Untersuchung über den Hergang des Unglücks abgeschlossen ist. Autobusse vermitteln bis dahin den Verkehr auf den Schauinsland.
Bürgermeister Hölzl betonte abschließend, daß seine Schilderung des mutmaßlichen Hergangs des tiefbedauerlichen Unglücks eine ungeschminkte Darstellung des Sachverständigengutachtens sei und daß nichts unversucht gelassen werden solle, den reinen Sachverhalt festzustellen. Die Konstruktion der Bahn habe sich als fehlerfrei erwiesen, menschliche Unzulänglichkeit sei einem unheilvollen Augenblick nicht gewachsen gewesen.
Das Befinden des schwerverunglückten Wilhelm Kühlental aus London hat sich im Laufe des Sonntags wesentlich verschlechtert. Man nimmt an, daß eine Gehirnblutung eingetreten ist, so daß sein Zustand zu den ernstesten Besorgnissen Veranlassung gibt. Der Verunglückte, der im 35. Lebensjahre steht, wollte am Samstag mittag wieder nach London zurückreisen. Da sein Reiseweg über Dünkirchen führte, er aber dort einen Schiffsanschluß nicht sofort hatte, wurde vorgeschlagen, die Fahrkarte gegen eine solche mit dem Wege über Calais auszutauschen. Hiervon machte er jedoch keinen Gebrauch, sondern nutzte den Samstag nachmittag zu einem Ausflug nach dem Schauinsland aus. In seiner Begleitung befand sich der 31 Jahre alte Prokurist F. Karl Thies der Firma Physiologisch-Chemisches Laboratorium Hugo Rosenberg, der ein fähiger und sehr geschätzter Mitarbeiter war. Thies war erst vor Jahresfrist von Berlin für die Firma verpflichtet worden und ist jung verheiratet. Kühlental war der englische Vertreter dieser Firma. Der tödlich verunglückte Schaffner Erwin Thoma ist gleichfalls verheiratet und Vater von zwei Kindern.
Die Talstation war von morgens bis zum späten Nachmittag das Ziel vieler Schaulustiger, die zu Fuß oder mit dem Kraftwagen den Unglücksplatz aufsuchten. Die Kabine lag oberhalb der zweiten Stütze, mit einem Segeltuch zugedeckt; sie ist trotz des Sturzes ziemlich unversehrt, sogar eine Scheibe ist heilgeblieben. Die Polizei hatte den Unglücksplatz abgesperrt.
Die öffentliche Anteilnahme an dem Unglück ist groß; Vermutungen über die Ursache schwirrten, ein Attentat sei verübt worden, die Insassen der Kabine seien herausgesprungen und nicht herausgeschleudert worden; von Berliner Zeitungen wurde Samstagnacht angerufen und gesagt, die Freiburger Presse sei schlecht informiert, es handle sich um mindestens sechs, wenn nicht um zwölf Tote. Die Aushänge in der Geschäftsstelle der Freiburger Zeitung waren den ganzen Tag dicht umlagert von einer Menge, die immer mehr Einzelheiten über das folgenschwere Unglück wissen wollte.“