Zukünftiges Liniennetz

#1 von vahansen , 14.08.2010 02:27

Hallo, ich mache ein neues Thema auf, weil meine Frage nicht um die Ausschreibung geht, aber das Zitat stammt aus diesem Thread:

Zitat von Steve Grötzebauch
Also es sollten nie 2012 Neue Trams beschafft werden! Stadtbahn Messe plus zähringen kommen ohne mehr Fahrzeuge aus!
Da Linie 2 nur noch von der Hornusstrasse bis Günterstak im 10 min Takt fährt. (in der Hvz bis Zähringen) und die "Linie 6" im 10 min Takt zur bissierstrasse fährt respektive dann zur Messe! Und Linie 5 auch wieder nur im 10min Takt kommen soll!(Linie 6 ist der bisherige Arbeitstitel)



Wie wird dieses Liniennetz nach Verlängerung Gundelfingen und Messe eigentlich aussehen? Welche Linie wird mit der Messe verbunden?
Wird Zähringen außerhalb der HVZ ohne Straßenbahn da stehen, wenn die 2 nur bis Hornusstraße fährt? Wird irgendeine Strecke doppelt gefahren? (Am Ende hat man ja nach Verlängerung Messe eine ungerade Zahl von Endhaltestellen, das geht in meinem Kopf nicht auf ...)
Bin grade etwas irritiert und würde mich über Aufklärung freuen

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RE: Zukünftiges Liniennetz

#2 von David , 14.08.2010 11:43

Also wenn ich mich richtig erinnere, soll der Endzustand so aussehen (alle Liniennummern sind Arbeitstitel):

Linie 1: Landwasser - Runzmattenweg - Techn. Rathaus - Bertoldsbrunnen - Littenweiler - Kappel
Linie 3: Siegesdenkmal - Rotteckring - Stadttheater - Kronenbrücke - H.v. Stephan-Str. - Vauban
Linie 4: Hornusstraße - Robert-Koch-Str. - Techn. Rathaus - Hbf - Bertoldsbrunnen - Johanneskirche - Günterstal
Linie 5: Neue Messe - Robert-Koch-Str. - Techn. Rathaus - Hbf - Bertoldsbrunnen - Johanneskirche - H.v. Stephan-Str. - Am Lindenwäldle - Rieselfeld
Linie 6: Haid - Am Lindenwäldle - Runzmattenweg - Techn. Rathaus - Hbf - Bertoldsbrunnen - Siegesdenkmal - Hornusstraße - Zähringen - Gundelfingen

Demnach würde also das Stadttheater den Bertoldsbrunnen als Knotenpunkt ablösen, da das die einzige Haltestelle sein wird, an der alle Linien sich kreuzen werden.

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RE: Zukünftiges Liniennetz

#3 von Steve Grötzebauch , 14.08.2010 12:22

@David das was du geschrieben hast kann ich dir erst bestätigen wenn ich wieder mal daheim bin da liegen die Pläne für den Endzustand.

Aber Vahansen will ja erstmal wissen wie es jetzt als nächstes wird:

Stadtbahn Gufi/Zähringen(Also endstelle an der Gemarkungsgrenze FR-Gufi):

Linie 1 wie immer 7 1/2 min
Linie 2 Günterstal - BB - Hornusstrasse - (Zähringen in der HVZ) 10 min Takt
Linie 3 wie bisher 7 1/2
Linie 5 Rieselfeld - BB - Robert-Koch - Hornusstrasse 10 min Takt (Wobei in der HVZ Taktverdichtungen her müssen)
Linie 6 (Bisheriger Arbeitstitel kann aber auch eine 4 werden) Bissierstrasse - HBF - BB - Hornustrasse - Zähringen 10 min Takt im zusammenspiel mit der 2 ein 5 min Takt im normalverkehr auf der Habsburger!
Dieses Liniennetz ist im Aufsichtsrat so beschlossen wurden, sollte daher auch so kommen!!

Wenn die Messe kommt!! wird die linie "6" oder "4" von der Bissierstrasse weggenommen und fährt dann Messe - Robert-koch - Hbf - BB - Zähringen 10 min Takt!

Das Liniennetz soll ohne neue/zusätzliche Fahrzeuge aus kommen.
Zumal die einzige linie mit ZR wagen die 2 ist.

Hoffe es ist jetzt etwas klarer! sobald ich daheim war werde ich mal das gesamte Linienetz aufschreiben so wie es beschlossen wurden ist!

 
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RE: Zukünftiges Liniennetz

#4 von vahansen , 14.08.2010 15:09

Danke, Steve, für die Aufklärung! Werden diese Änderungen jetzt zum Jahresfahrplanwechsel kommen, oder später?
Ich verstehe eigentlich nicht, warum man nicht beim jetzigen Netz bleiben kann, bis die Messelinie eröffnet worden ist

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RE: Zukünftiges Liniennetz

#5 von Steve Grötzebauch , 14.08.2010 15:37

Nein die Änderung kommen erst wenn gundelfingen gebaut ist! Im November wird wieder das alte Netz gefahren!
Sonst braucht man für 2 Linien zr Wagen.

Schönes we.

 
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RE: Zukünftiges Liniennetz

#6 von Der Frager , 04.11.2011 15:01

Hallo,
Ich habe zu dem Thema auch noch eine Frage:
Wie soll das Liniennetz nach der Verlängerungen zur Messe,durch den Rotteckring,nach Gundelfingen und Kappel sowie dem zweiten Bauabschnitt der Messe aussehen ?

Jetz hätte ich auch noch andere Fragen :

1.Was wurde eigentlich aus der Idee mit dem Betriebshof im ehemaligen Güterbahnhofsgelände?
2.War es nicht mal geplant den Bertoldsbrunnen wieder zu erneuern oder irre ich mich hier ?
3.Wie bekannt hat jede Straßenbahnlinie ihre eigene Farbe (z.B. Linie 1 = rot).Doch bis jetz konnte ich noch nicht die neue Farbe der 4 sowie alle anderen Zahlen nach der 5 sehen also die gelbe 6 und der Rest ,könnte hier jemand Bilder reinstellen oder ein Film vom ganzen Rollband zeigen ?, Vielen Dank.

Ich hoffe ihr könnt die Fragen beantworten, bis dann.
P.s. Ich weiß kommt ein bisschen spät habe aber gerade erst das Forum entdeckt.

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RE: Zukünftiges Liniennetz

#7 von markus8555 , 01.12.2011 00:23

Hallo,



was ich sagen kann ist. Das die jetzige Betriebstrecke am ehm. Btf. Nord in den nächsten Jahren aufgegeben werden soll und die Strassenbahn dann durch die Waldkircher Str. fahren soll. Und die Sanierung des Bertoldsbrunnen war für nächstes Jahr angedacht, wann das umgesetzt werden soll ist bis jetzt nicht bekannt. Ich hoffe ich konnt soweit helfen.

 
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RE: Zukünftiges Liniennetz

#8 von Joachim , 20.06.2012 23:22

Früher ging man zu Fuß. Oder, wenn man es besaß, benutzte man das Pferd oder ein Fuhrwerk. In Städten konnte man Droschken mieten, was heute Taxis sind. Für weitere Strecken gab es einen Linienverkehr, nämlich die Personenpost, die später von der Eisenbahn und vom Regionalbus abgelöst wurde.

Als gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Städte größer wurden, wuchs auch das Bedürfnis nach innerörtlichem Linienverkehr, der naturgemäß preisgünstiger ist, als der Verkehr mit Taxis.

In Freiburg begann 1891 der Fuhrunternehmer Joseph Amann aus der Lorettostraße, einen Linienbetrieb mit "Stellwagen" aufzubauen. Im April 1891 gab es nur eine Fahrt um 06:00 vom Siegesdenkmal nach Günterstal zum Gasthaus Kyburg. Über die Rückfahrt ist nichts bekannt, aber man kann sich denken, dass Schulkinder und Erwachsene morgens von Günterstal nach Freiburg mitfahren sollten.

Ab Mai gab es eine Fahrt um 05:00 vom Siegesdenkmal bis zum Bohrer, um 09:00, 11:00, 14:00, 16:00 und 18:00 vom Siegesdenkmal zum Gasthaus Kyburg. Umgekehrt ging es vom Gasthaus Kyburg zum Siegesdenkmal um 07:15, 10:00, 12:00, 15:00, 17:00, 19:00 und 21:00.

Im Winter, also von Oktober 1891 bis März 1892 einschließlich wurde um 10:00 und um 14:00 vom Siegesdenkmal abgefahren, um 07:00 und 11:00 vom Gasthaus Kyburg zum Siegesdenkmal. Zwischenstationen waren Fischbrunnen, Holzmarktplatz, Dreisambrücke, Lorettostraße, Sternwaldeck, Wonnhaldestraße, Günterstal Tor und Gasthaus Kyburg.

Bald war der Bedarf gewachsen und es gab 1893 schon drei Linien:

I. Linie (Günterstalstr. - Kaiserstr. - Zähringerstr.)
Lorettostr., Bahnübergang der Höllentalbahn
Schillerstr.
Münsterstr.
Zähringer Löwen (= Tennenbacher Str.)
Stadt Wien (Rennweg/Hauptstr.)

II. Linie (Waldsee - Nägelesee - Hauptbahnhof)
Waldsee
Nägelesee (= Alter Messplatz, Schwarzwaldstr./Flaunserstr.)
Schwabentor
Kaiserstr. (= Bertoldsbrunnen)
Hauptbahnhof (Eisenbahnstr./Bahnhofstr. = Bismarckallee)

III. Linie (Freiburg - Günterstal etc.)
Siegesdenkmal
Holzmarktplatz
Lorettostr.
Wonnhaldestr.
Günterstal Tor
Gasthaus Kyburg (hinter Günterstal rechts, bei der Brücke mit den Hirschen)
Bohrer

Auf den alten Fahrplänen sind nur die Abfahrtszeiten der jeweils ersten Haltestelle angegeben. Es war möglich, dem vorbeifahrenden Wagen auch zwischen den Haltestellen Zeichen zu geben; wenn noch Platz war, durfte man mitfahren. In der verlinkten Fahrplanabschrift von Sommer 1893 bedeutet übrigens ein * (Stern), dass die Haltestelle bedient wird. Die I. Linie fuhr damals bereits ganztägig im 15-Minuten-Takt. Auf der III. Linie wurden zwei der Fahrten nur sonntags durchgeführt (09:00 und 11:00 ab Siegesdenkmal). Bei Bedarf wurde diese Linie sonntags weiter verstärkt. http://www.file-upload.net/download-4463...hrplan.pdf.html

Der Linienverkehr wurde von der Stadt Freiburg geringfügig subventioniert. Ein Einzelfahrschein kostete 1893 zwischen 10 Pfennig (Lorettostr - Münsterstr. oder Hauptbahnhof - Schwabentor) und 75 Pfennig (Siegesdenkmal - Bohrer). Es gab auch verbilligte Abonnement-Fahrscheine.

Um Missverständnissen vorzubeugen: heute wird der Linienverkehr des Herrn Amann meist „Pferdebahn“ genannt. Diese „Bahn“ bestand aus pferdegezogenen Fuhrwerken, die KEINE Schienen benutzten. Der Verkehr wurde früher auch Trambahn oder Tramway genannt. Die Wagen wurden meist Stellwagen genannt. Hier ein Stellwagen, wie Spitzweg ihn sah: http://www.zeno.org/Kunstwerke/B/Spitzwe...n?hl=stellwagen

Übrigens, keine Ahnung, was die Pferde von alledem gehalten haben

 
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RE: Zukünftiges Liniennetz

#9 von Joachim , 20.06.2012 23:41

Also, ich habe eben selber probiert, den Fahrplan 1893 down zu loaden. Das ist ja ätzend.

Leider ist es mir seit einiger Zeit untersagt, Bilder oder andere Dateien ins Forum zu stellen. Ich frage mich, ob ich mich unter einen neuen Identität anmelden soll, denn dann müsste ein Upload ja wieder funktionieren.

 
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RE: Zukünftiges Liniennetz

#10 von Zwei , 27.06.2012 21:51

In Freiburg wird die Straßenbahn zuweilen Stadtbahn genannt. Wenn man diese unsere "Stadtbahn" mit denen anderer Städte wie Karlsruhe oder Stuttgart vergleicht, dann schneidet unsere eher peinlich ab. Solches Freiburger Gehabe findet man übrigens beispielsweise auch auf alten Adressbüchern, die groß die Bezeichnung "Hauptstadt Freiburg" tragen. Ähnlich war es mit der Freiburger Pferdebahn, die in Wirklichkeit eher ein Pferdebus war.

In Städten wie Mannheim oder Stuttgart gab es im Gegensatz zu Freiburg eine richtige Pferdebahn. Innen ähnelte sie den ersten Freiburger elektrischen Straßenbahnwagen. Kein Wunder, denn all diese Fahrzeuge waren den früheren Stellwagen nachgebaut, in denen die Passagiere sich ebenfalls links und rechts gegenüber saßen.

Ein Wagen, der baugleich mit den Stuttgarter Pferdebahnwagen ist, ist erhalten und vorbildlich restauriert. Fast, denn das innen angebrachte Verbot von Hutnadeln stammt nicht aus dem Ländle, sondern von Hamburg aus der Zeit kurz vor dem ersten Weltkrieg. Sowohl Stuttgart als auch später Freiburg setzten bekanntlich auf Schmalspur.

Der abgebildete Wagen stammt aus der Waggonfabrik Rastatt, hatte (bei Pferdeantrieb) 1 PS Zugkraft, erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 10 km/Stunde und konnte 12 sitzende sowie 12 stehende Fahrgäste befördern. Der Wagen ist, wie erwähnt, baugleich mit den Stuttgarter Pferdebahnwagen, gehörte aber zuerst der Dampfstraßenbahn Reutlingen-Ehningen. Bevor er ins Landesmuseum gelangte und hier liebevoll renoviert wurde, war er zuletzt auf der Inselbahn Spiekeroog eingesetzt.

Jetzt hatte ich eigentlich erwartet, dass ich unter der neuen Identität wieder Bilder uploaden kann. Aber dem ist nicht so. Irgendwas ist am regio.siteboard.eu kaputt. Ich packe die Bilder also auf die Platte eines Bilderhosters, wo sie sich dann allerdings im nächsten Jahr in Nichts auflösen werden

http://www.bilderload.com/bild/221588/12...gen937ZGQQZ.jpg
http://www.bilderload.com/bild/221590/12...gen946BD4ZJ.jpg
http://www.bilderload.com/bild/221593/12...gen949HBVK9.jpg

 
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RE: Zukünftiges Liniennetz

#11 von Zwei , 04.07.2012 21:01

In der ersten Hälfte der 1890er Jahre dominierte Joseph Amann aus der Lorettostraße das Freiburger Stellwagengewerbe. Es gab Konkurrenz durch weitere Inhaber von Concessionen, aber nur auf einzelnen Strecken; so befuhr der Fuhrhalter Bernhard aus der Konradstraße zeitweise mit seinem Tramwagen selbständig und ohne städtische Subvention die Strecke Bahnhof – Schwarzwaldstraße/Nägeleseestraße.

Der Unternehmer Amann beklagte zunehmend höhere Kosten und zu geringe Einnahmen. Die Einnahmen waren schwer zu kontrollieren, da es Amann war, der die Fahrscheine drucken ließ. Dennoch kam es im Januar 1895 zu einem weiteren Vertrag zwischen der Stadtgemeinde Freiburg und Josef Amann bei sechsmonatiger Kündigung. Amann sollte fortan jährlich eine städtische Subvention von 4000 Mark erhalten. Dafür verpflichtete er sich, weiterhin die Linien zwischen Lorettostraße und Rennweg, sowie vom Siegesdenkmal bzw Holzmarktplatz bis zur Restauration Kyburg südlich von Günterstal nach dem vereinbarten Fahrplan zu befahren.

Allmählich mehrten sich Klagen, die den schlechten technischen sowie den verdreckten Zustand der Stellwagen betrafen. Man muss aber auch bedenken, dass es in der Innenstadt Straßen mit Kopfsteinpflaster gab, auf denen man mit den eisenbereiften Fuhrwerken wirklich nicht sehr komfortabel fuhr und die den Wagen nicht besonders zuträglich waren. Zudem waren in den außerhalb der einstigen Stadtmauern neu entstehenden Stadtvierteln viele Straßen überhaupt nicht gepflastert und im Winter oder bei Regenwetter üble Schlammpisten. Erschwert wurde die Situation dadurch, dass immer mehr neu angelegte Straßen auch noch frisch aufgegraben worden waren, weil seit Ende des Jahrhunderts die Freiburger Kanalisation gebaut wurde.

Mitte Oktober 1896 verlangte Amann plötzlich von der Stadt eine jährliche Subvention von zukünftig 10000 Mark, sonst müsse er den Stellwagenbetrieb auf den für Freiburg wichtigsten Linien, nämlich Lorettostraße - Rennweg sowie Freiburg - Günterstal bereits zum kommenden Monatsende einstellen.

Der Stadtrat fasste umgehend, noch im Oktober 1896 den Beschluss, die „Kündigung“ des Josef Amann anzunehmen und auf den genannten Strecken ab November einen Stellwagenverkehr ohne Amann zu organisieren. Man hatte schon seit mehreren Jahren mit einer „richtigen“ Straßenbahn geliebäugelt und es gab bereits eine Commission, die sich in anderen Städten schlau machte. Man hatte längst den Betrieb des Herrn Amann beobachtet, man hatte Betriebsabrechnungen verlangt.

Daher wusste man, dass Herr Amann im Zeitraum 01.10.1895 bis 30.09.1896 auf der allerwichtigsten Linie (Lorettostraße – Rennweg) Einnahmen von (angeblich) 31471,94 Mark hatte. Dem gebenüber standen Ausgaben von (angeblich) 47375,67 Mark, was einem Verlust von 15903,73 Mark entspricht. Die Ausgaben waren aufgeschlüsselt: Löhne, Material, Hafer, Abschreibung, Beiträge an die Fuhrwerksberufsgenossenschaft, Umlagen, Strafen etc beliefen sich auf die oben genannte Summe von 47375,67 Mark. Die Länge der Strecke Lorettostraße – Rennweg betrug 2,625 Kilometer (einfache Strecke), die Fahrtzeit mit Wartezeiten betrug (hin und zurück) 50 Minuten, der Wagentag umfasste 17 Fahrten (hin und zurück), wobei die Wagen, die Pferde und das Personal 14 Stunden im Einsatz waren. Täglich waren auf dieser Linie gleichzeitig 5 Wagen mit jeweils 4 Pferden im Einsatz. Es gab 4 Schaffner, 1 Controleur, 1 Buchhalter, 1 Aushilfsschaffner, 5 Kutscher, 1 Aushilfskutscher, 1 Futtermeister, 25 Pferde, 5 Tramwagen für diese wichtigste Linie.

Es gab 1896 noch keine Schienen auf den Straßen, keine ausreichende Elektrizitätsversorgung, keine Fahrzeuge; bis zur Eröffnung der ersehnten richtigen Straßenbahn würden also noch mehrere Jahre vergehen.

Seine sonstigen Strecken wollte Amann interessanterweise behalten: vom Bahnhof nach Littenweiler, vom Holzmarktplatz über die Dreisam und die Basler Straße und Sankt Georgen zum Leimstollen, vom Siegesdenkmal über Betzenhausen und Lehen nach Umkirch, vom Siegesdenkmal zum Friedhof (heute: Hauptfriedhof), vom Siegesdenkmal zum Exerzierplatz (heute: Flugplatz).

Im Stadtratsbeschluss Ende Oktober 1896 wurde festgelegt, den Stellwagenverkehr auf den beiden Hauptlinien (Lorettostraße – Rennweg und Freiburg – Günterstal) einem anderen Unternehmer zu übertragen. Die benötigten Tramwagen sollte die Stadtgemeinde Freiburg kaufen, aber keinesfalls die Wagen des Herrn Amann. Die Pferde sollte der neue Concessionsinhaber kaufen, aber bitteschön nicht die ausgemergelten Pferde des Herrn Amann.

Bis zum ersten November 1896 musste nun alles sehr, sehr schnell gehen.

(Fortsetzung folgt bei Gelegenheit)

 
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RE: Zukünftiges Liniennetz

#12 von Zwei , 10.07.2012 23:25

http://de.wikipedia.org/wiki/Stra%C3%9Fenbahn_Stra%C3%9Fburg

Als 1878 die Pferdebahn in Straßburg ganz neu war, erschien dort in "Strosburjer Bilder" untenstehender Beitrag. Der Artikel von 1878 beinhaltet ein Bild: http://www.bilderload.com/bild/225257/u2Q0JM1.jpg
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Was e Pferdebahn oder e Straßen-Eisenbahn isch, weiß Jedermann, awwer Tramway isch noch for Vieli ubekannt. Eh bien! E Juddebüewel het's guet expliziert. Um nit bruche-n-in d‘Schuel ze gehn, het er zu sienere Mueter g‘saat: „Mämme, isch hab Wäij.“ - „Hasch Kopfwäij?“ het sie g‘fröujt. - „Nään.“ - „Bauchwäij?“ - „Nään.“ - „Zahnwäij?“ - „Nään.“ - „Was hasch denn for Wäij?“ - „Ich hab Tramway.“

Spaß appart. E Tramway isch e-n-englischs Wort, wo z‘sammeg‘setzt isch us Tram (das Ziehen) un way (der Weg, un mueß usg‘sproche wäre Tremuä. In Frankreich saat mer chemin de fer américains, wyl d‘erst derartig Bahn in Amerika, im Johr 1830, isch geböue worre.

Es sin eijetli Ysebahne uff dene Wääje durch Pferd gezöuje wäre. Mer het jetz Tramway, nit ellein in große Städte, wie London, Paris, Berlin, St. Petersburg, Wien, Rom, Madrid, Turin, Brüssel, München, awwer au in kleinere, wie Metz, Nanzig, Frankfurt un Mannheim. Selbsch in der Türkei, in Konstantinopel, exestiere schun mehreri, was e Bewys vun ihrem Gelingen und ihrer Nützlikeit isch. Billigi Pries, e sanft‘s Fahre un gueti Sitz sin hienreiched for die Bahne populär ze mache.

In Strosburry, wo wirkli so viel töusig Arweiter sin, würd die Bahn gewiß stark gehen. For de-n-Anfang wäre-n-im Innere vun der Stadt Pferd ang‘spannt, um d‘Lytt d‘ran ze gewöhne. Awwer for de Thore wäre d‘Wääje durch Lokomotive in Bewejung g‘setzt, un später au in der Stadt. Viel Steckelburjer han Ängste, daß es an der Erbslaub, am Gartnersmärk un in der Dophingaß, wo es eng isch, Unglücker gitt, mer kann awwer sicher sin, daß d‘Stadtbehörd alli nöthige Vorsichtsmaßrejle anordne wurd for diß ze verhüete.

D‘Lokomotive stamme us der Winterthurer Fabrik der Schweizerischen Gesellschaft. D‘Wääje sin elegant un bequem: s‘Innere isch mit Lattebänk versehn, un an de Fenster sin Umhäng vum Zwillich angebroocht, die d‘Luft durchlosse; si sinn inwendi uff 14 Persone berecht, un han vorne un hinte-n-e Plattfurm zue je 6 Persone, so daß d‘vollständige Wääje 26, un, noch der Reijel, höchstens 30 Passagier ze fasse im Stande sin. Uff jedem vun de Wääje isch der Woope vun der Stadt Strosburry gemoolt. S‘wurd verbotte-n-im Innere vun de Wääje ze rauche.

Für d‘Linie Kehler-Brücke – Höhnheim sin zwanzig Wääje bstimmt; d‘üwwrije Wääje, unter denne sich au vollkumme-n-offeni Sommerwagen befinde, sin diß Wuch ang‘kumme; sie sin in Neuhausen by Schaffhausen in der Werkstätt vun der Industriegesellschaft geböujt worre. For alli die Wääje-n-un Lokomotive dient der Skating Rink seli als Remise.

Im Innere vun der Stadt wäre alle 10 Minute Zügg abgehn, nooch usse alle Halbstund, un, wenn‘s nöthi wurd, alle Viertelstund.

D‘Syddadynler (Droschkenkutscher) han gewiß e bissel Grimmes im Lieb, wenn sie dran denke, daß sie for manchi Duur ab´gedudelt wäre; doch könnt grad der Tramway mache, daß‘s Fahre so Mode wurd, daß kein Mensch meh ze Fueß gehen will, un derno erlewe mer‘s noch, daß d‘Mägd in der Syddadyn uf de Märk un in d‘Metz fahre, un daß wenn Einer sin Schöppel trinke geht, er sich in der Syddadyn an‘s Bierhuus füehri loßt.
Qui vivra, verra!

Fahrtaxen: Vom Steinthor zum Metzgerthor über den Jung-Sanct-Peter- und Kleberplatz und umgekehrt, kostet die Fahrt ganz oder zum Theile 10 Pf.; vom Kleberplatz bis zur Kehlerbrücke und umgekehrt gilt die Fahrt 20 Pf.
Für Schulkinder, Arbeiter, Lehrlinge ec., werden persönliche Abonnementskarten für bestimmte Monate, Tage und Stunden mit einem Rabatt von 25 Prozent ausgegeben.

(Das dort ebenfalls abgedruckte „Tramway-Liedel“ sowie das Gedicht „Die Pferdebahn“ erspare ich mir abzutippen.)

 
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RE: Zukünftiges Liniennetz

#13 von Zwei , 19.07.2012 19:55

Erstaunlich ist, wie unterschiedlich teilweise über die Geschichte der Freiburger Pferdeomnibusse berichtet wird.

Diese Seite schreibt darüber, wenn auch sehr knapp gehalten, völlig korrekt: http://www.bahnen.de/d/fr.htm

Hier wird 1896 als Inbetriebnahmejahr der Freiburger Pferdeomnibusse genannt http://chilli-freiburg.de/pdf/archiv/051...geschichten.pdf . Das ist mit Einschränkungen richtig, denn am 1. November 1896 übernahm ein neuer Unternehmer den seit 1891 bestehenden und zum 31. Oktober 1896 eingestellten Pferdebusbetrieb. Öffentlich war der Verkehrsdienst vorher wie nachher. Privat waren die Unternehmer und das Personal sowie die Pferde vorher wie nachher. Im öffentlichen Besitz, nämlich dem der Stadtgemeinde Freiburg, waren ab 1. November 1896 die Wagen, die im Gegensatz zu den vorher üblichen etwas kleineren "Stellwagen" zunehmend "Tramwagen" genannt wurden. Im Prinzip waren beide Wagentypen "Stellwagen", denn sie wurden an einem Abgangsort aufgestellt, von wo sie die Linie befuhren. Und "Tramwagen" waren auch beide Modelle, da beide gezogen wurden.

Irgendwie daneben liegt, was die Betriebsjahre der Freiburger Pferdebusse angeht, das Buch "Freiburger Straßenbahn", das ansonsten sehr informativ ist. Da wird auf Seite 8 eine Betriebsruhe von 1894 bis 1897 suggeriert, die es nicht gab. Allerdings wird als kleine Wiedergutmachung auf Seite 9 immerhin das Betriebsjahr 1896/97 erwähnt.

Auch leicht daneben liegt der Zeitungsbericht http://www.badische-zeitung.de/freiburg/...--55529881.html , denn die Aufnahme könnte auch schon Ende 1896 entstanden sein. Außerdem hat nicht Jenne die zum Rennweg fahrenden Pferdebusse (Tramwagen) gekauft, sondern die Stadt. Die Stadt stellte sie dem Unternehmer kostenlos, aber unter Auflagen, zur Verfügung. So kaufte die Stadt im Jahr 1896 sieben gebrauchte Basler Wagen, im Jahr 1897 weitere drei, insgesamt also zehn. Darüber hinaus kaufte die Stadt als elften Wagen einen gebrauchten Stellwagen. Die elf stadteigenen Wagen wurden nur auf den beiden innerstädtischen Linien eingesetzt, also nicht auf der Vorortlinie nach dem damaligen Ausflugsort Günterstal. Im genannten Zeitungsartikel wird außerdem, wie im vorher genannten Buch, behauptet, der erste Unternehmer, Joseph Amann, habe den Betrieb im Jahr 1894 eingestellt.

In solchen Fällen, wo sich Fehler in verschiedenen Veröffentlichungen wiederholen, ist es spannend zu erforschen, wer von wem abgekupfert hat

Merke: Richtig ist, dass von 1891 bis 1896 als Unternehmer der Freiburger Pferdeomnibusse der Fuhrhalter Josef Amann aus der Lorettostraße fungierte und von 1896 bis 1901 der Reitbahnbesitzer Adolf Jenne aus der Turnseestraße. Während Amann nur eigene Stellwagen einsetzte, setzte Jenne auf den beiden innerstädtischen Linien (Lorettostraße – Rennweg sowie Bahnhof – Schwarzwaldstraße) städtische Wagen ein. Auf der Linie Freiburg – Günterstal setzte auch Jenne eigene private Stellwagen ein.

- - -

PS wegen der erwähnten vier Pferde pro Wagen: Das ist korrekt. Angespannt war immer nur ein Paar Pferde. Die Pferde wurden an den Endhaltestellen mehrmals gegen ein anderes Paar Pferde ausgetauscht. Für ein einziges Paar Pferde pro Wagen wäre die Arbeit von früh bis spät sowie die zurückgelegte Strecke (17mal pro Tag Lorettostraße – Rennweg und zurück) zu viel geworden. Daher wurden pro eingesetzten Wagen vier Pferde benötigt. Pferdewechsel durften nur an der Lorettostraße und in der Schwarzwaldstraße, keinesfalls aber beim Bahnhof erfolgen.

 
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RE: Zukünftiges Liniennetz

#14 von Florian , 19.07.2012 19:58

Über deine Recherchearbeit und deine interessanten Berichte bin ich wirklich immer wieder erstaunt. Tolle Arbeit, Joachim!

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RE: Zukünftiges Liniennetz

#15 von Zwei , 19.07.2012 20:18

Florian, ich sag es dir: die alten Akten lesen sich stellenweise spannender als ein Krimi.

Außerdem ist das Detektivarbeit. Ende Oktober 1896 kamen die Basler Wagen 6 bis 12 (sie behielten übrigens die Nummern). Anfang Juni 1897 kamen die Basler Wagen 4, 15 und 18. Ich vermute, dass Wagen 15 in Freiburg umnummeriert wurde.

Zwischen 1901 und 1904 hat die Stadt die Wagen verkauft. Die Käufer und die Orte sind ersichtlich, aber leider nicht die zugehörigen Wagennummern. Ich bin mal gespannt, ob noch was über den Verbleib rauszufinden sein wird

Schönen Abend!

 
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