Zitat von nuer
Sie den unterschätzten Faktor Öl ins spiel!
Allerdings ist ihr Gedanke über die Bahn zum Rotteckring als unnötig zu Bezeichnen falsch! Warum?
Der Abschnitt Johanneskirche- Bertoldsbrunnen ist völlig überlastet, da gibt es keine Kapazitäten mehr und auf lange Sicht müssen sie sich in ein paar Jahren als "Vaubanbewohner" wohl anfreunden müssen am Stadttheater auszusteigen!
Überlastet? Waren Sie schon mal in Basel oder Zürich? Ich stand vor einigen Jahren mal an einem Samstagnachmittag (!) beim Gleisdreieck zwischen Barfüsserplatz, Bankverein und Theater: Stellen Sie sich vor, bei den wie abends usw. abgestimmten Anschlüssen am Bertoldsbrunnen würden alle Bahnen VOR der Kreuzung warten und dann nacheinander losfahren - und dieses Spiel wiederholte sich alle paar Minuten. So ungefähr ging es dort zu. Im Berufsverkehr muß da noch viel mehr los sein!
Also, von Überlastung kann wirklich keine Rede sein. Problematisch ist lediglich die niveaugleiche Kreuzung mit der B 31 - doch wenn damals der Roßkopftunnel gebaut worden wäre, gäbe es dieses Problem nicht, und diese Straßenbahnstrecke könnte mehr als das Doppelte des heutigen Verkehrs aufnehmen. Eine Wagenfolge von einer Minute wäre ohne bauliche Maßnahmen möglich; bei einer Verlängerung der Bahnsteige am Holzmarkt könnten pro Minute sogar zwei Wagen fahren (oder ein Zweiwagenzug).
In diesem Zusammenhang den Stadttunnel zu fordern wäre allerdings der falsche Weg, denn erstens würde es bis zur Inbetriebnahme des Tunnels so lange dauern, daß bis dahin der Autoverkehr vermutlich ohnehin abebbte, zweitens wäre es sinnvoller das Geld in den ÖPNV statt weiterhin in den Straßenbau zu stecken.
Außerdem genügte einfach eine konsequentere Vorrangschaltung: Wie in Zürich sollte keine Bahn mehr an irgendeiner Kreuzung anhalten oder gar längere Zeit warten müssen. Außer natürlich wenn eine andere Bahn die Kreuzung überquert - doch das haben die VBZ mit entsprechender Berücksichtigung im Fahrplan und der durch genau diese beiden Maßnahmen erreichten sehr hohen Pünktlichkeit gelöst. An manchen Kreuzungen in Freiburg klappt das zwar schon, doch an anderen nicht.
Hilfreich wäre auch ein Taster in der Straßenbahn, mit dem ein Signal gesendet würde, mit dem der Fahrer / die Fahrerin an Haltestellen vor Kreuzungen der Ampelsteuerung mitteilen könnte, daß er / sie in wenigen Sekunden abfahren wolle. Die Auto-Ampel müßte dann im selben Augenblick auf Gelb springen...
Zitat von nuer
Sie erwähnen Erweiterungen wie "Hochdorf", ich habe mitbekommen das es Ideen gab, wie die Linie in Rieselfeld zum Mundenhof zu verlängern oder diese, die am Ende als unwirtschaftlich eingestuft wurden!
Nun, es gibt offizielle Pläne für Stadtbahnstrecken nach Hochdorf (zwei Varianten über Landwasser oder IKEA) sowie nach Umkirch. Die Idee für eine Bahn nach Nimburg stammt ebenfalls nicht von mir, wobei ich aber eine andere Trassenführung ausgearbeitet habe.
Zitat von nuer
Über die Messelinie lässt sich streiten! Schaut man sich Politik aus dem Rathaus an, wollen die Firmen in den Breisgau locken! Da würde die Messelinie sicherlich Arbeitsplätze schaffen ich seh die Probleme darin das die Bahn nur vor dem Gebiet wendet und nicht hinein fährt!
Ach herrje - das Argument mit den Arbeitsplätzen wird doch immer wieder hervorgekramt. In Wirklichkeit geht es um Profite für diejenigen, denen die Firmen gehören. Doch Profite werden meist in Rationalisierungen investiert. Wir müssen uns von der Vorstellung verabschieden, es könne noch einmal Vollbeschäftigung geben. Ich will das Thema hier nicht weiter ausführen, da es zu weit führen würde. Wer an einer Vertiefung Interesse hat, informiere sich bitte auf folgenden Internetseiten:
http://www.freigeld.de
http://www.inwo.de
http://www.existenzgeld.de
http://www.grundeinkommen.info
Vorsichtshalber distanziere ich mich allerdings von den Inhalten und mache sie mir nicht zu eigen, da ich darauf keinen Einfluß habe und nicht alles, was dort steht, mit meinen Ansichten übereinstimmen muß.
Ob eine bessere Verkehrsanbindung wirklich "Arbeitsplätze schafft" wage ich zu bezweifeln - diese ist lediglich ein Pluspunkt bei der Standortwahl, verhindert aber weder Automatisierungen noch Produktionsverlagerungen (z.B. nach Südostasien). Der Bau einer neuen Strecke schafft bzw. sichert Arbeitsplätze in der Bauwirtschaft, bei Schienenfahrzeugherstellern und der VAG - unabhängig davon, wohin sie führt bzw. wie sinnvoll sie ist.
Zitat von nuer
Noch eine Anmerkung zu anderen Städten!
Stuttgart und co. haben vielleich ein riesiges Netz, aber Freiburg kann sich als einzigste Großstadt damit schmücken, das die Autozulassungen sind gesunken sind!
Das war mir zwar nicht bekannt, bestärkt mich aber in meiner Meinung, daß in Stuttgart einfach irre viel Geld verbuddelt und mehr oder weniger zum Fenster hinausgeworfen wurde und immer noch wird. Doch man sieht, welch ein "Luxus" möglich ist, wenn nach dem Motto geplant wird: "Geld spielt keine Rolle!"
Ich fürchte aber, es ging und geht lediglich darum, das wenige für den ÖPNV zur Verfügung gestellte Geld mit möglichst geringem Nutzen zu verprassen, damit die Umsätze der Autoindustrie nicht unter der Attraktivität eines flächendeckend gut ausgebauten Nahverkehrssystems leiden. Schon manches Mal bin ich an Leute geraten, die - wenn ich die Forderung nach einem besseren ÖPNV ausspreche - allen Ernstes mit Sorge um die Arbeitsplätze in der Autoindustrie kontern. Sind Arbeitsplätze denn ein Selbstzweck, und sollen sie auch dann unter allen Umständen erhalten werden, wenn sie der Allgemeinheit keinen Nutzen bringen oder gar schaden? Siehe oben...
Mit den in meinem vorigen Beitrag genannten Beispielen will ich nur zum Ausdruck bringen, daß sowohl das Argument, es sei kein Geld da, als auch die Ansicht, gewisse Pläne seien utopisch, verkehrt sind: Geld ist genug da, es wird nur falsch verteilt. Und es könnte noch viel mehr Geld für den ÖPNV (insbesondere SPNV) zur Verfügung stehen, wenn nicht in den letzten Jahrzehnten immer wieder Senkungen der Steuern für Kapitalgesellschaften und Reiche durchgeführt worden wären - insbesondere der Körperschaftssteuer, des Spitzensteuersatzes der Einkommensteuer (der zwar gerade ein klein wenig erhöht wurde, aber noch weit von den ursprünglich über 60% entfernt ist), der Einführung von Verrechnungsmöglichkeiten bei der Gewerbesteuer, Abschaffung der Vermögenssteuer usw.
Abgesehen davon muß man sich mal vor Augen halten, wieviel Geld allein hier in der Region in den letzten Jahren in den Neu- und Ausbau von Straßen geflossen ist: B 31 Ost, B 31 West, L120, L 125, Madisonallee (ex Berliner Allee), Hermann-Mitsch-Str., Lembergallee (ex Mooswaldallee)... - für die von mir genannten Stadtbahnstrecken hätte ein Bruchteil des dafür verschwendeten Geldes gereicht. Das schon lange versprochene zweite Gleis für die Höllentalbahn und die Endausbaustufe des Konzepts "Breisgau-S-Bahn 2005" hätten ebenfalls schon längst umgesetzt sein können.
Es liegt also ausschließlich am fehlenden Willen oder anders gesagt an falschen Prioritäten. Diese sind offensichtlich u.a die Entlastung der Großkonzerne und derer, denen sie (teils mittelbar über die Banken) gehören sowie der Straßenbau. Das Versprechen, den SPNV ausbauen und den ÖPNV insgesamt verbessern zu wollen, erweist sich als äußerst halbherzig.
Gut, hier in Freiburg ist einiges getan worden - aber das ist viel zu wenig! Und es reicht nicht, nur hier und da etwas zu tun, sondern die Verbesserungen müssen flächendeckend erfolgen. Haben Sie schon mal versucht, mit dem ÖPNV nach Todtmoos-Au oder Lenzkirch-Grünwald zu gelangen? Der Bus nach Todtmoos fährt Mo-Fr zwar mittlereweile immerhin fünfmal (damals dreimal), Sa+So aber immer noch nur dreimal. Und in beiden Fällen mußte ich mich von Todtmoos bzw. der Haltestelle Abzweig Grünwald mit dem Auto abholen lassen. Ist es da ein Wunder, daß selbst viele Leute, die sich für "Ökos" halten, meinen, nicht aufs Auto verzichten zu können? Hier im Stadtteil Vauban beispielsweise haben viele zwar kein eigenes Auto, doch von denen sind fast alle Mitglied im Carsharing-Verein (FAG/CVS).
Zitat von nuer
Ihre Utopie in allen ehren, aber Städte die im Umland liegen anzuschießen das glaube ich nicht.
Ich hoffe sie verstehen mich,wenn ich sage:"In Zeiten klammer Kassen wird es nur noch das "Stadtbahnprogramm" und die "Freiburger Erklärung" realisiert!
Grüße aus Freiburg- Zähringen
nuer
Na, dann schauen Sie mal nach Karlsruhe, Basel, Zürich, Mulhouse, Strasbourg oder auch Stuttgart! Da führen einige - teils neue, teils alte - Stadtbahnstrecken ins Umland. Und sagen Sie nicht, ausgerechnet in Freiburg sei das nicht machbar, obwohl es mittlerweile in (fast?) allen umliegenden Großstädten Realität ist. Wo ein Wille ist, ist auch ein (Schienen-)Weg!
Grüße aus Freiburg-Vauban
Daniel Leßmann