Bereits bei der Einführung der Buslinie 27 wurden drei gravierende Fehler gemacht, die eine gute Annahme des Angebots verhindert haben. Hätte man die Annahme dieser Linie absichtlich torpedieren wollen, so hätte man es kaum "besser" machen können. Die Reihenfolge der folgenden Kritikpunkte ist eigentlich egal, da ich sie als ungefähr gleich schwerwiegend einschätze:
1. Die Linie verkehrte von Anfang an nur Montags bis Samstags, aber noch nie Sonn- und Feiertags.
2. Die Linie verkehrte ab Lorettostr. in einer Schleife über Alter Wiehrebahnhof - Adalbert-Stifter-Str. - Bahnhof Wiehre - Fürstenbergstr., wobei sie abgesehen von der letzten Fahrplanperiode am Bahnhof Wiehre eine Pause einlegte.
3. Es gab nie einen abgestimmten Anschluß auf die Züge der Höllentalbahn.
Weniger gravierend ist der 4. Kritikpunkt: Die Anwohner hätten mit einer gut gemachten Werbe- und Informationskampagne für "ihre" Linie als Fahrgäste gewonnen werden müssen. Auch ein gutes Angebot wird wenig angenommen, wenn es zu wenig Leute kennen.
Idealerweise hätte diese Linie in beiden Richtungen über die Haltestellen Alter Wiehrebahnhof und Adalbert-Stifter-Str. (die besser Dreikönigstraße geheißen hätte...) fahren und am Bahnhof Wiehre in einer Schleife enden sollen - unmittelbar am Zugang zu den Bahnsteigen. Dort hätte sie den Anschluß in und aus Richtung Neustadt bzw. Seebrugg herstellen müssen.
Sie hätte im 15-Minuten-Takt verkehren müssen, zu sog. "Schwachverkehrszeiten" mindestens alle 30 Minuten - auch an Sonn- und Feiertagen.
Den Haushalten im Einzugsbereich hätte man Fahrpläne und eine Einladung zu einem Eröffnungsfest (z.B. auf dem Vorplatz des Bahnhofs Wiehre oder aber am Alten Wiehrebahnhof) in die Briefkästen werfen müssen, dazu eventuell noch ein paar Plakate...
So verschenkte die Linie 27 fast ihr gesamtes Fahrgastpotential und beförderte lediglich ein paar Hartgesottene, die sich von all diesen Widrigkeiten nicht vom Busfahren abhalten ließen:
Für Bahnreisende war sie definitiv ungeeignet, zumal man von zwei Haltestellen aus nur zum Bahnhof hin, aber nicht vom Bahnhof zurück kam. Von der (mMn überflüssigen) Haltestelle Fürstenbergstr. kam man nicht zum Bahnhof, nur vom Bahnhof dorthin zurück.
Für Fahrten in die Stadt war sie ziemlich unattraktiv, da sie eben eine Schleife fuhr und am Bahnhof Wiehre Pause machte. Generell sind Linien, die in derartigen und ähnlichen Schleifen fahren weniger attraktiv als solche, die in jeder Richtung die gleichen Haltestellen bedienen. Anmerkung: Ähnliches gilt, wenn Haltestellen (wie z.B. in der Alemannenstraße in Littenweiler) gegeneinander je nach Richtung stark versetzt sind (dort um einen halben Haltestellenabstand!) oder wenn die Linie Abstecher macht oder im Zickzack fährt.
Schließlich, wenn man nicht zu allen Zeiten optimal mit öffentlichen Verkehrsmitteln versorgt ist, dann kauft man sich keine RegioKarte, sondern ein Auto. Oder wenn man ein Auto hat, dann kommt man nicht auf die Idee, es abzuschaffen (bzw. statt ein eigenes Auto zu halten Mitglied in einer Carsharing-Organisation zu werden). Dann läßt man aber auch das Auto nicht stehen, um dann doch mit dem als unattraktiv empfundenen Bus zu fahren.
Klar, es gibt auch AutofahrerInnen, die hin und wieder mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind. Anders kann ich mir den Erfolg der Linie 1 nicht erklären: Sie ist schnell, direkt und fährt sehr oft, was (ähnilch wie bei der Höllentalbahn) zu einer "positiven Rückkopplung" geführt hat.
Ebenfalls kann ein gutes ÖPNV-Angebot bewirken, daß manch ein Mehrpersonen-Haushalt (der sich das leisten könnte) auf die Anschaffung eines Zweitwagens verzichtet und stattdessen alle verfügbaren Verkehrsmittel (Auto, Bahnen, Busse, Fahrräder und die eigenen Füße) abwechselnd benutzt.