Noch prägen in der Günterstalstraße die Bauarbeiter das Bild. Doch am kommenden Samstag, den 1. November, feiert die Stadtbahn nach fünfmonatiger Bauzeit hier ihre Rückkehr. Spätestens in der Folgewoche sollen auch die Straßenbauarbeiten soweit abgeschlossen sein, dass die Umleitung aufgehoben werden kann. Am 8. November schließlich gibt es ein großes Einweihungsfest.
Abgesehen von der sattgrünen Wiese ist dieses Bild ab 1. November wieder täglich im 7,5-Minuten-Takt zu sehen: Nach fünfmontatiger Auszeit kehrt die Stadtbahn nach Günterstal zurück (Foto R. Buhl) Seit dem 14. Oktober 1901 konnten die Freiburger von der Innenstadt aus mit der Straßenbahn nach Günterstal fahren. Damit war am 2. Juni 2008 Schluss. Weil in der Günterstalstraße von den Kanälen im Untergrund über die Stadtbahngleise bis zum Fahrbahnbelag alles marode war, tat eine Generalsanierung not. Binnen fünf Monaten wurde zwischen den Bordsteinkanten alles erneuert und auf den aktuellen Stand der Technik gebracht. In der südlichen Kaiser-Joseph-Straße wurde dasselbe Programm bereits 2003 erledigt, das Teilstück vom Wiesenweg bis zur Wonnhalde war sogar schon 1997 an der Reihe.
Am meisten profitieren werden zweifellos Anwohner und Fahrgäste der VAG. Erstgenannte können auf ruhigere Zeiten hoffen, schließlich rollen die Autos künftig auf glattem Asphalt statt über einen rumpligen Flickenteppich. Eine unsichtbare, dafür aber spür- und hörbare Innovation macht die Stadtbahnfahrt leiser: Das von der VAG patentierte, gummiummantelte Gleis reduziert die Erschütterungen deutlich – zum Wohle der Anwohnerinnen und Anwohner.
Wichtigste Errungenschaft für die Fahrgäste selbst ist die komplett neu gestaltete Haltestelle „Lorettostraße“. Diese entspricht nunmehr den bei der VAG üblichen Komfort- und Sicherheitsstandards: So ermöglicht eine Bahnsteighöhe von 24 Zentimetern den nahezu niveaugleichen Einstieg in Niederflurfahrzeuge. Außerdem gibt es größere Aufenthaltsflächen, Unterstände gegen Wind und Wetter sowie die „dynamische Fahrgastinformation“, auf der die Abfahrtszeiten der nächsten Bahnen angezeigt werden.
Alles neu – und doch wie gehabt
Ganz die alte, aber doch rundum neu ist Freiburgs „italienischste“ Kreuzung nach dem Umbau: Obschon der Verkehr gleich aus fünf Richtungen kommt, eine Stadtbahnlinie mittig kreuzt und eine Haltestelle unmittelbar angrenzt, funktioniert der Verkehrsablauf an der Einmündung von Urach-, Loretto- und Prinz-Eugen-Straße ganz ohne regelndes Lichtsignal verblüffend problemlos. Daran hat sich nichts geändert – neu ist nur der Straßenbelag: schmale Pflasterbänder signalisieren den Autofahrern die Einfahrt in den Kreuzungsbereich, der ansonsten wie der Rest der Günterstalstraße mit glattem und damit für die Anwohner leisem Asphalt belegt ist.
Schon vor einigen Wochen abgeschlossen wurde die Sanierung des Günterstäler Tores, das für eine viertel Million Euro im Außenbereich generalsaniert wurde. Sichtbares Zeichen dieser Erneuerung ist das Günterstäler Wappen, das jetzt unübersehbar am frisch renovierten Giebeldreieck prangt. Weniger auffällig, aber umso bedeutender sind die sanierten Fundamente der Torbögen, die neuen Gleise sowie der frische Asphalt zwischen Wiesenweg und Tor, die viele bauarbeitenfreie Jahre garantieren.
Fünf Monate Bauzeit, 4,6 Millionen Euro Kosten
Die Stadt Freiburg und die VAG haben in der vergangenen fünf Monaten zusammen rund 4,6 Millionen Euro investiert. Die Hauptlast lag dabei bei der VAG, die rund 4,2 Millionen Euro für die Gleis- und Haltestellensanierung aufgewendet hat. In dieser Summe enthalten sind auch die Aufwendungen für die Gleiserneuerung beim Günterstäler Tor sowie die bereits im April eingebaute Weiche in der Kaiser-Joseph-Straße, die für die Organisation des Verkehrs während der Bauzeit notwendig war – und wieder benötigt wird, wenn ab Februar 2009 der Stadtbahnbetrieb in der Habsburger Straße für fast zwei Jahre eingestellt wird. Die von der Stadt zu tragenden Kosten für die Fahrbahnsanierung in der Günterstalstraße betragen 400 000 Euro. Der im Vorfeld kalkulierte Kostenrahmen konnte trotz der jüngsten Baupreissteigerungen dank eines straffen Baustellenmanagements eingehalten werden; dasselbe gilt für den Zeitplan: Trotz etlicher Unwägbarkeiten, die ein Projekt dieser Größenordnung zwangsläufig mit sich bringt, kehrt die Bahn pünktlich zum 1. November aufs Gleis zurück.
Zu diesem Zeitpunkt werden noch Restarbeiten zu erledigen sein. Die Umleitung für den Autoverkehr beispielsweise kann voraussichtlich erst in der ersten Novemberwoche vollständig aufgehoben werden. Auch der Rheinkieselbelag im Gehweg auf der Ostseite der Günterstalstraße zwischen Urach- und Erwinstraße wird erst in den kommenden Wochen wieder hergestellt.
Einweihungsfest am 8. 11.
Sicher ist auf jeden Fall, dass es am Samstag, den 8. November, von 10 bis 14 Uhr ein großes Einweihungsfest mit Blasmusik, Kunstaktionen und Bewirtung auf dem Parkplatz hinter dem Trafohäuschen an der Urachstraße geben wird. Außerdem haben sich die Geschäftstreibenden entlang der bisherigen Baustelle zahlreiche Aktionen ausgedacht. Nicht zuletzt bietet die VAG einen kostenlosen Oldtimer-Pendelverkehr zwischen Bertoldsbrunnen und Wonnhalde an. Grund zum Feiern gibt es genug: Nicht nur die schöne neue Straße, sondern eben auch das Ende der Bauarbeiten, die für Anwohner wie Gewerbetreibende, sei es in der Günterstalstraße selbst oder in den angrenzenden Quartieren, mit vielen Einschränkungen verbunden waren. Nur ein kleiner Wermutstropfen bleibt: Die bequeme Busverbindung vom Bertoldsbrunnen direkt zur Talstation der Schauinslandbahn gibt es ab 1. November nicht mehr; künftig ist für die autofreie Bergfahrt wieder ein Umstieg in Günterstal notwendig.