Rollstuhlfahrer vs. Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten

#1 von Edgar , 08.10.2008 14:28

An der Haltestelle "Am Mettweg" verlässt ein sehr freundlicher Fahrer seinen Bus, geht nach hinten, klappt eine schwere Metallplatte aus, um einem Fahrgast, der in einem (nach eigenen Angaben) 120 kg schweren Elektro-Rollstuhl sitzt, den Einstieg zu ermöglichen. Auf die Frage, wo er denn wieder aussteigen möchte, antwortet der Rollstuhlfahrer: "Am Technischen Rathaus.", woraufhin ihm der Fahrer erklärt, dass dies leider nicht möglich sei, da sich an dieser Haltestelle kein Bordstein befindet, als Alternative die Haltestelle "Draisstraße" vorschlägt und sich höflich für diesen Umstand entschuldigt. "Andere Busfahrer machen das auch!" argumentiert der Rollstuhlfahrer, aber der Busfahrer lässt sich nicht beirren: "Es tut mir wirklich sehr leid, aber laut Dienstanordnung darf ich das nicht; und wenn etwas passiert - der schwere Rollstuhl könnte zum Beispiel umkippen - werde ich dafür verantwortlich gemacht. Das ist nicht persönlich gemeint! Sie wissen, dass ich am Siegesdenkmal für Sie immer an einen anderen Bahnsteig fahre, damit Sie gefahrlos in den Bus gelangen können.", was der Fahrgast auch bestätigt.

An der Haltestelle "Draisstraße" angekommen, muss der Bus mitten auf der Fahrbahn halten, da der gesamte Bereich dort komplett zugeparkt ist und man kann sehen, dass der Abstand zwischen Einstiegstür und Fahrbahn schon enorm ist. Aber der Busfahrer wahrt die Contenance, begibt sich nach hinten zu dem Rollstuhlfahrer, entschuldigt sich in sehr freundlichem Ton erneut bei dem verständlicherweise inzwischen doch 'etwas verärgerten' Fahrgast für diese missliche Situation und verspricht, dass er eine neue Lösung finden wird.
(Er kann ihn ja schließlich nicht bis zur Haltestelle "Kreuzstraße" mitnehmen ... )

Nun, der Busfahrer hat eine wirklich 'salomonische', bravouröse Lösung gefunden, über welche sich neben dem Rollstuhlfahrer auch die übrigen Fahrgäste sehr zufrieden zeigten: Unmitelbar nach den Straßenbahngleisen fuhr er einen (wegen Parkverbotes freien) Bordstein an mit den Worten: "Eigentlich dürfte ich hier nicht halten, aber eine andere Möglichkeit gibt es nicht."


Trotz alledem:
Dass selbst innerhalb des Stadtgebietes die Situation für Behinderte derart miserabel ist, dass kein Einstieg an allen Bahnsteigen am "Siegesdenkmal", ja, lt. dem Rollstuhlfahrer "noch nicht einmal an den neuen Haltestellen im Vauban" möglich ist, das ist - gelinde ausgedrückt - beschämend und sollte DRINGENDST in Ordnung gebracht werden !!!!!


Nachtrag v. 08.11.2008:
Allgemeine wichtige Tipps und rechtliche Hinweise habe ich auf der Homepage "ÖPNV-Info - Mobilitätsportal für behinderte Reisende" gefunden

 
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RE: Rollstuhlfahrer vs. Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten

#2 von Olaf , 09.10.2008 00:13

Kann den hervorragenden Einsatz der Bus- und Bahnfahrer (m/w) nur bestätigen - z. B. auf der 1 wollen immer wieder Rollstuhlfahrer zusteigen, die Fahrer registrieren das, trotz proppevoller Fahrzeuge und teils schon 'piepsender' Türen. Sie steigen aus und entriegeln die Metallplatte, helfen zumeist noch, den Rollstuhl in die Bahn zu schieben, dann auch unterstützt durch die Fahrgäste, welche umgehend Platz schaffen. Ich finde das bemerkenswert, bei all dem so cool zu bleiben, ein großes Lob an dieser Stelle!

Wie müssen sich nur die Rolli-Fahrer fühlen, dass das so klappt, gelegentlich kaum in der Lage, sich verständlich zu äußern. Es ist oft alles nach außen hin so 'nachhaltig' und 'zertifiziert', ohne diesen Anspruch zu wirklich zu erfüllen, das sehen wir nicht zuletzt an unserem Lieblings-Verkehrsunternehmen und seinen bedauerlichen Reaktionen..

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RE: Rollstuhlfahrer vs. Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten

#3 von Edgar , 09.10.2008 02:38

Das ist mir auch einmal passiert:
Kurz vor der Haltestelle "Kapellenwinkel" hat mir ein Rollstuhlfahrer erklärt, dass ihm der Busfahrer die Metallplatte herunterklappen müsse, damit er aussteigen könne. Jetzt wollte ich den Fahrer entlasten, habe eigenhändig diese Platte ausgeklappt und mich dann zunächst einmal darüber gewundert, warum mich der Busfahrer darum bat, dies doch bitte in Zukunft zu unterlassen. Er erklärte mir, dass mir diese schwere Platte aus der Hand gleiten und
1. meine Hand eingequetscht oder
2. sie auf den Fuß eines ein- oder aussteigenden Fahrgastes fallen könne,
wofür er persönlich als Verantwortlicher zur Rechenschaft herangezogen werden würde.

Eigentlich würde ich mich an dieser Stelle gerne bei diesem Busfahrer für mein - formaljuristisches - 'Fehlverhalten' entschuldigen, wenn ich auch nur annähernd wüsste, wann mir dieser Fauxpas unterlaufen ist ...

 
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RE: Rollstuhlfahrer vs. Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten

#4 von Flashlight , 21.10.2008 16:24

Ich finde es auch schlecht, dass es sturrköpfige Busfahrer gibt, die nicht diese Klappe benutzen können.
Warum existiert sie denn sonst?!? Und sie wird doch wohl auch den Sicherheitsstandards gebaut sind, oder?

Noch ein Blick nach Frankfurt/M:
Hier können Rollstuhlfahrer das Straßenbahn-, sowie S-Bahnfahren komplett vergessen.
Bei Straßenbahnen gibt es oft überhaupt keinen Bahnsteig. (-> vgl. Eichstetterstr.)
Bei den S-Bahnen wird es erst einmal schwer auf die Bahnsteige zu kommen, und dann die Lücke zwischen Zug und Bahnsteig zu überqueren.
Klar, jetzt kann man nicht sagen es ist gut so in Freiburg, wie es ist. Es war nur einmal ein Vergleich.

Bei der BVG (BerlinerVerkehrsGesellschaft) habe ich ein Video auf der Homepage gefunden,
in dem eine platzgünstigere Variante der Rollstuhlklappe gezeigt wird (die aber auch nicht perfekt ist):
Video: Einstieg in Straßenbahn
http://www.bvg.de/index.php/de/Bvg/Detai...ame/Mobilit%E4t
Schaut es euch doch einfach mal an ...

lg Hendrik

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RE: Rollstuhlfahrer vs. Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten

#5 von Edgar , 21.10.2008 17:18

Vielen Dank, Hendrik ! Sogar mit Videos !!! Hätt' ich NIE gefunden ...

Die Videosequenzen zeigen 'normale' Rollstuhlfahrer; das Problem bei den Elektro-Rollstühlen ist schon allein das Eigengewicht (120 kg), und wenn man dann noch die Person dazu rechnet, dürfte es auch bei der Lösung "Einstieg in Straßenbahn" massive Probleme geben, da die gezeigte Fahrerin allein schon bei einem 'normalen' Rollstuhl (deutlich geringeres Gewicht und wesentlich größerer Reifen-Durchmesser) nachhelfen musste, weil die erste Hälfte der Steigung von der Rollstuhlfahrerin nicht alleine zu bewältigen war.

Eigentlich müsste es doch technisch möglich sein, dieses Problem optimal zu lösen !?!

Liebe Grüße
von
Edgar

 
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RE: Rollstuhlfahrer vs. Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten

#6 von Edgar , 13.01.2010 16:41

[attachment=0]Verbesserungen für Rollstuhlfahrer.JPG[/attachment] Quelle: VAG "Brettlektüre" 1/2010

Mein weiterführender Vorschlag wäre ein dritter Knopf (an der zweiten Türe), damit der Fahrgast - ähnlich, wie bei der Bahn - im Bedarfsfalle einen Mechanismus auslösen kann, wodurch die Rampe automatisch aus dem hierfür etwas erhöhten Eingangsbereich herausgefahren und anschließend durch die Freigabe der Tür durch den Fahrer wieder unter der Erhöhung eingefahren bzw. versenkt werden kann.
Eigentlich hatte ich das zunächst auch so verstanden ...

Zitat
Bei den Combino-Bahnen befindet sich eine eingebaute Rampe zum Ausklappen an der zweiten Tür. ( ... ) Erst wenn sich niemand mehr im Türbereich befindet, schließt der Fahrer die Tür. ( ... )



(Nur für einige Tage unter "Global" eingestellt; danach wieder unter "Busse" → "VAG")

Angefügte Bilder:
Verbesserungen für Rollstuhlfahrer.JPG  
 
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RE: Rollstuhlfahrer vs. Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten

#7 von Jupp , 13.01.2010 23:20

Nein, Edgar, bitte keinen dritten Knopf. Ohnehin wird ja schon jetzt im Combino an fast jeder Haltestelle der Kinderwagenknopf reingehauen, ob Kinderwagen oder nicht. Die Beschriftungen mögen zwar idiotensicher sein, für Freiburger Beförderungsfälle sind sie aber eindeutig zu elaboriert. Fahrer und Fahrgäste wie ich, die es immer pressant haben, können ein Liedchen davon trällern, wie oft das Volk sich verwählt.
Die Rampen an den Combinos werden - wie Du sicher inzwischen weißt - von Fahrers Hand ausgeklappt, da geht nix automatisch, und eine Automatik würde auch nur dann Sinn machen, wenn die Rampen sich aus einer Art parallelem Fahrzeugboden hervorschöben statt zu klappen, aber auch dann ist natürlich die Gefahr groß, daß einer der PAXe das Dingen auf seine Birkenstock bekommt und Zeter und Mordio schreit, so daß Frieburg nächstes Mal im Wordwatchreport nicht mehr so schmeichelhaft davonkommt. Bleibt also alles Handarbeit.
Herzlich,
Jupp, der immer den richtigen (Druck-)Punkt findet

PS Edgar, Du hattest mal auf das Keppler alludiert in Bezug auf meine Person. Nee, stimmt nicht. Schade eigentlich. Ein andermal.

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RE: Rollstuhlfahrer vs. Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten

#8 von Busfahrer , 19.01.2010 23:50

Hallo
Auserhalb der Stadt sits net viel besser aus
zum beispiel :
die SWEG hat in einem sehr gerienen teil seihner busse überhaupt keine Rampe
bei Schmitt gibs net mal die möglichkeit den bus seitlich abzusenken gescheike den platz auser im 12 m citaro für nen Rollstuhl

Das finde ich als busfahrer auf gut deutsch Sch.... und ungercht den Rullstuhl Fahrer gegenüber
meine kollegen und ich haben mit der carits einen tag im Rullstuhl verbracht da felt einem rest auf wie schwers die haben
das solten die Betriebsleiter und der unternehem und die Herrschaften der statd freiburg Auchmal machen.

Gruss der busfahrer

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RE: Rollstuhlfahrer vs. Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten

#9 von Edgar , 20.01.2010 13:15

Hallo, "Busfahrer".

Euer Engagement finde ich wirklich sehr lobens- und nachahmungswert !!!

Gibt es von diesem 'Praxis-Test' auch Bilder ? Und wenn ja, könntest Du oder der Veranstalter diese vielleicht hier einstellen ?
(Auch könnte ich mir gut vorstellen, dass die Redaktion der Badischen Zeitung daran interessiert wäre.)

Liebe Grüße
von
Edgar

 
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RE: Rollstuhlfahrer vs. Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten

#10 von Busfahrer , 20.01.2010 20:43

Hallo

es müssten fotos geben muss mal meinen chef fragen kann aber noch etwas dauern
ich bin noch 14tage krankgeschiben
da ich einer 30 Autofahrer war die an neujahr bei der massen unfall war auf der a5 beteiligt waren
und mir beide beine gebrochen habe
und ich sitze für die zeit im rollstuhl und habe am 19.1. selber gemerkt das rollstuhl fahrer in freibur schwer haben


Gruss der busfahrer

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