MDV erhöht erneut die Preise
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Ab August erhöhen sich die Ticketpreise für Bus und Bahn in Halle um bis zu 10 Prozent. Der MDV argumentiert unter anderem mit gestiegenen Kosten und gesunkenen Zuschüssen.
(ens) Die Hallenser müssen ab August für Bus und Straßenbahn tiefer in die Tasche greifen. Nachdem bereits am Donnerstagabend der Aufsichtsrat des MDV sein OK gegeben hatte, stimmten am Freitag auch die Leipziger Verkehrsbetriebe zu. So steigen in Halle die Jahreskarten von 403 auf 432 Euro an. Für eine Monatskarte sind künftig 44,50 Euro (bisher 41,50 Euro) zu zahlen. Auch Einzel-, Vier-Fahrten-, Tages-, Wochen- und Kinderkarten erhöhen sich teilweise um 10 Prozent. Stabil bleiben lediglich die Preise für Kurzstrecken-Tickets. Neben Halle erhöhen sich auch die Preise im südlichen Sachsen-Anhalt und rund um Leipzig.
Der MDV begründet die Erhöhung unter anderem damit, dass die Zuschüsse der Stadt Halle (Saale) an die HAVAG seit 2001 um 11 Mio Euro gesunken sind. Auch Landes- und Bundeszuschüsse waren gekürzt wurden. Dagegen sei der Kostenaufwand im letzten Jahr um 20 bis 30% gegenüber 2006 gestiegen. Zudem hätten die um bis zu 15% gestiegenen Kosten für Fahrzeugreparaturen, Ersatzteile und TÜV sowie Betrieb und Unterhaltung der Firmenstandorte für eine immer größer werdende Deckungslücke gesorgt. Wegen weiter steigender Benzinpreise und möglichen Lohnsteigerungen – die Gewerkschaft ver.di fordert für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst mehr Lohn – sei deshalb auch in diesem Jahr keine finanzielle Besserung in Sicht, so der MDV. Im Durchschnitt steigen die Preise deshalb um 4,5%. Laut Steffen Lehmann könnten dadurch die Tarifeinnahmen im Verbund um rund 5,3 Mio. Euro gesteigert werden. Allerdings könne dadurch die Deckungslücke nur zu 70 Prozent ausgeglichen werden. Wenn man alle Fehlbeträge ausgleichen wollte, müsste die Preissteigerung deutlich höher ausfallen, so Lehmann. "Dies wollen und können wir unseren Kunden nicht zumuten." Doch auch wenn die Preis-Erhöhung geringer ausfällt als vom MDV nach eigenen Angaben benötigt - die Gefahr, dass künftig noch mehr Fahrgäste ausbleiben, nimmt man dort in Kauf. "Entweder wir erhöhen die Preise, oder wir müssen das Angebot deutlich ausdünnen." Ohne Erhöhung der Preise müssten in Halle beispielsweise ein Drittel der Straßenbahnlinien eingestellt werden. Doch bereits jetzt verliert die HAVAG massiv an Fahrgästen. Im letzten Jahr wurde nur noch 57,4 Mio Fahrgäste gezählt, 2005 waren es noch über 60 Mio. Doch auch mit der Tariferhöhung ist der Schlingerkurs des Verkehrsunternehmens noch nicht beendet. Ab dem nächsten Jahr sollte eigentlich der Stadtwerke-Konzern mit seinen Gewinnen die Verluste der HAVAG ausgleichen. Die Stadtwerke sehen sich dazu aber durch einen Gewinneinbruch nicht in der Lage (Halleforum berichtete).
Kritik an der Preiserhöhung kommt unter anderem von Bündnis 90 / Grüne und der Linkspartei. "Jede Preiserhöhung führt zu sinkenden Passagierzahlen", so Dietmar Weihrich von den Grünen. Deshalb werde man sich auch weiterhin dafür einsetzen, dass der ÖPNV besser unterstützt wird, so zum Beispiel durch geringe Taktzeiten. "Es ist eine fatale Entwicklung, dass die HAVAG immer weniger Mittel bekommt", fuhr Weihrich fort. Statt Millionengelder in das Umverlegen eines Gasleitung zu pumpen, wäre das Geld bei der HAVAG wesentlich besser angelegt. Uwe Heft, für die Linken im Stadtrat und Landtag sowie Aufsichtsrat beim MDV, forderte ein Ende der Haushaltskonsolidierungen zu Lasten des ÖPNV. Vielmehr sollte der MDV endlich den Verbundgedanken umsetzen und die Fahrscheine in allen Tarifzonen anerkennen. Vor allem die überproportionale Erhöhung bei Karten für Schüler und Azubis sei unter anderem mit Blick auf den Geburtenknick kontraproduktiv. Erschrocken über die neuerlichen Steigerungen zeigte sich Thea Ilse (Wir für Halle). Nahverkehr müsse gut, günstig und attraktiv sein, dann werde er auch genutzt. Sie selbst besitze kein Auto und nutze deshalb nur Fahrrad oder den öffentlichen Nahverkehr. Vor allem das die Preiserhöhungen nun wieder auf dem Rücken der Menschen ausgetragen werden, die etwas für die Umwelt tun und das Auto stehen lassen, sei unfair. Thea Ilse warnte zudem vor einer Kipp-Grenze, die möglicherweise bald erreicht werden und die Menschen massenhaft als Fahrgäste abspringen. Verständnis für die Erhöhungen hat Joachim Geuther (CDU). „Schließlich müssen die Straßenbahnfahrer bezahlt werden.“ Zudem seien die Strom- und Benzinpreise in den vergangenen Monaten weiterhin stark abgestiegen. „Wir werden uns die Zahlen aber kritisch anschauen und die Forderungen nicht kommentarlos abnicken“, so Geuther.
Ursprünglich war der Mitteldeutsche Verkehrsverbund dazu gegründet worden, die Preise für den Nahverkehr stabil zu halten.
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Preise außerhalb von Halle:
Tarifzone Leipzig
Einzelfahrkarte + 0,10 €
Einzelfahrkarte Kurzstrecke unverändert
4-Fahrtenkarte + 0,10 € je Fahrt
Einzelfahrkarte Kind + 0,10 €
Tageskarte + 0,20 €
Tageskarte Gruppe + 0,50 €
Monatskarte Jedermann + 2,30 €
Monatskarte Azubi + 1,40 €
ABO-Karte Jedermann + 1,92 €
ABO-Karte Azubi + 1,44 €
Tarifzonen in der Region
Einzelfahrkarte
Preisstufe 1 unverändert
Preisstufe 2 + 0,10 €
Preisstufe 3 + 0,20 €
Preisstufen 4 und 5 + 0,30 €
Preisstufen 6 + Netz + 0,40 €
Einzelfahrkarte Kurzstrecke + 0,10 €
Einzelfahrkarte Kind
Preisstufe 1 unverändert
Preisstufen 2 und 3 + 0,10 €
Preisstufe 4 + 0,20 €
Preisstufe 5 + 0,10 €
Preisstufe 6 + 0,20 €
Preisstufe Netz + 0,30 €
Tageskarte unverändert
Tageskarte Gruppe unverändert
Monatskarte Jedermann ca. + 5,00 % (z.B. + 2,00 € in Preisstufe 1 usw.)
Monatskarte Azubi ca. + 6,00 % (z.B. + 2,00 € in Preisstufe 1 usw.)
ABO-Karte Jedermann ca. + 5,00 % (z.B. + 1,67 € in Preisstufe 1 usw.)
ABO-Karte Azubi ca. + 5,00 % (z.B. + 1,34 € in Preisstufe 1 usw.)